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  • So sieht GLA seine Zukunft falls die drohenden Wolken des Brexits aufreissen.

20.02.2019 Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 26521

Macht der Brexit die Schotten dicht?

Wenn in fünf Wochen das Vereinigte Königreich nach 46 Jahren seine EU-Mitgliedschaft beendet, ziehen auch über Schottland und Nordirland Wolken auf. Wie steht die Luftfracht dort, wo die Mehrheit der Wähler 2016 für einen Verbleib in der EU gestimmt hat?


 

Zwei der vier Landesteile des Vereinigten Königreiches – 62% der schottischen Teilnehmer am Brexit-Referendum und 55% der nordirischen – sprachen sich am 24. Juni 2016 für den «Bremain» aus. Doch auch sie werden am 29. März 2019 die EU verlassen. Unklar ist bis heute, welche Auswirkungen der Brexit auf die Warenströme wirklich haben wird – und damit auch die Chancen und Risiken für den Verkehrsträger, der die britische und europäische Randlage von Nordirland und Schottland am schnellsten überwindet.

 


Faktor für Stadt und Land

Eine im Januar veröffentlichte Studie von York Aviation erwähnt den Brexit trotz des nahenden Schicksalstages mit keiner Silbe. Statt dessen spricht sie davon, dass der Einfluss des Flughafens Glasgow (GLA) auf die schottische Wirtschaft von heute umgerechnet 1,65 Mrd. EUR auf 2,9 Mrd. EUR im Jahre 2040 steigt – wenn das im gültigen Masterplan skizzierte Wachstum anhält. Den Wert der 2017 auf dem Flughafen der grössten Stadt Schottlands und der drittgrössten des Vereinigten Königreichs umgeschlagenen Waren geben die Analysten mit 4 Mrd. EUR (davon 1,8 Mio. EUR im Export ausserhalb der EU und 2 Mio. EUR in der Gegenrichtung) an. «Diese Studie unterstreicht die riesigen wirtschaftlichen Vorteile, die der Flughafen jedes Jahr der Stadt und ganz Schottland schafft», kommentiert Mark Johnston, der Geschäftsführer des Flughafens, in dessen Anlagen seit 2011 ca. 150 Mio. EUR investiert wurden.

 

Auf einem vom Flughafenbetreiber bis 2148 geleasten Grundstück kaum 13 km vom Stadtzentrum entfernt liegt das bisher von Airport Industrial Nominees Limited betriebene Air Cargo Centre. Die 14 000 m2 grosse Anlage, in die derzeit Nippon Express (UK), die PJH Group und Alpha LSG eingemietet sind, ging am 4. Februar in den Besitz des Lagerhaus­investors Warehouse REIT über. Kaufpreis: 12,6 Mio. EUR. 2018 wurden am Standort 15 466 t Fracht umgeschlagen – 2,9% weniger als im Vorjahr.

 


Vergleichbare Frachtstandorte

Mit gemäss der Britischen Zivilluftfahrtbehörde (CAA) 13 004 t etwas weniger Fracht als GLA, aber 14% mehr als 2017, hat der Flughafen Glasgow-Prestwick (PIK) 2018 umgeschlagen. Der gut 50 km von Glasgow entfernte Standort wird regelmässig von Vollfrachtern von Air France und Cargolux angeflogen. Im Jahresbericht 2017 rühmte er sich seiner «in Schottland einzigartigen Fähigkeiten im Umschlag mit besonders grossen Frachtstücken», weswegen er auch im Chartergeschäft eine Rolle spielt.

 

Auf dem Flughafen der Ölmetropole Aberdeen (ABZ), der wie GLA von AGS Airports betrieben wird, lag das Frachtvolumen letztes Jahr bei 6162 t (+2,6%). Der Flughafen der schottischen Hauptstadt Edinburgh (EDI), der eine GLA vergleichbare Struktur aufweist, ist der in absoluten Zahlen grösste Luftfracht­standort der Region. Laut dem Flughafenverband ACI Europe wurden hier letztes Jahr 20 317 t Luftfracht abgewickelt – 1,9% weniger als 2017.   

 

 

Derweil weiter westlich

Für Belfast International (BFS) steht mit dem Brexit besonders viel auf dem Spiel. Der grössere der beiden Flughäfen der nord­irischen Hauptstadt hat im Jahr seiner Übernahme durch Vinci Airports laut CAA 27 671 t Luftfracht abgewickelt. Mit der Verdopplung seines Vorjahresergebnisses nähert er sich allmählich wieder den Werten vor dem Einbruch 2015/16. Auf der Insel Irland führender Luftfrachtstandort bleibt Dublin (DUB) mit 143 534 t (–0,1%), während Shannon (SNN) 28% verloren hat und auf 13 671 t kam.

 

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