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Von: Jutta Iten


Artikel Nummer: 32299

Wo? Wann? Wieviel?

Die gegenwärtige Pandemie hat auch die Schifffahrt voll erwischt. Gemäss des Marktforschungsinstituts Alphaliner sind über 13% der weltweiten Seefrachtflotte stillgelegt.


 

 

Die schlechten Nachrichten über die Gefahr, die den global agierenden Handelsflotten durch das Coronavirus droht, reissen nicht ab. Nach neuesten Zahlen des Marktforschungsunternehmens Alphaliner sind derzeit 500 Frachter mit insgesamt 3 Mio. TEU Kapazität aufgelegt, das sind etwas über 13,5% der gesamten globalen Flotte.

 

Die Frachtreedereien sind danach wie viele andere Unternehmen auf der Suche nach Möglichkeiten, die derzeit grassierenden Folgen der Covid-19-Pandemie so gering wie möglich zu halten. Einer der ersten Schritte: die Bitte um Staatszuschüsse bzw. -beistand. Bislang sind viele in der Schifffahrt Tätige davon ausgegangen, dass vor allem in Asien bereits häufiger Zuschüsse an Reedereien erteilt worden sind. So hat Südkorea 1 Mrd. USD für den Schifffahrtssektor bereit gestellt, von denen die Reederei Hyundai Merchant Marine (HMM) mit Sitz in Seoul mit einem Anteil von 591 Mio. USD profitieren soll. Ein weiterer Kandidat ist die taiwanesische Schifffahrtslinie Yang Ming Marine (YMM), die im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Netto­verlust von über 27 Mio. USD hinnehmen musste. Sie wurde von verschiedenen Kreisen heftig für eine Empfangnahme von Regierungshilfen während der gegenwärtigen Pandemie kritisiert.

 

Die Reederei, die ebenso wie die HMM Teil der grossen Schifffahrtsallianz The Alliance ist (die beiden anderen Partner sind Hapag-Lloyd und ONE), wies diesbezüglich in ihrem letzten Vierteljahresbericht auf diverse ihr gewährte Unterstützungsmassnahmen der Regierung hin, ohne auf weitere Einzelheiten einzugehen.

 

 

Aber auch Europa zieht mit

In Europa erhob Søren Skou, CEO der weltgrössten Reederei A.P. Møller-Mærsk, seine Stimme in einem Gespräch mit der Financial Times, dass die EU sich für einen freien Handel einsetzen müsse, unter anderem auch, dass sie sich gegen die getätigten Regierungshilfen für gewisse asiatische Reedereien wenden müsse.

 

Allerdings ist vor wenigen Tagen von Reuters bekannt gemacht worden, dass die französische Schifffahrtslinie CMA CGM ebenfalls von Staatshilfe profitiert. Sie erhält ein Darlehen in Höhe von 1,05 Mrd. EUR (rund 1,1 Mrd. USD) von einem Bankenkonsortium. Für die Rückzahlung von 70% des Betrages steht die französische Regierung ein. Sie erklärte in diesem Zusammenhang explizit, dass sie mit dieser Bürgschaft dem Unternehmen helfen will, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zu überstehen.

 

Die in Marseille domizilierte drittgrösste Reederei der Welt wird nicht die letzte Schifffahrtslinie sein, die versucht, sich mit Hilfe ihres Heimatstaates über Wasser zu halten, trotz des vehementen Widerstands von Søren Skou.

 

 

Für die Staatsunterstützung

Die südkoreanische Schifffahrtslinie HMM hat bereits zurückgeschlagen. Sie betonte, dass diese gegenwärtige Krise die Regierung unbedingt dazu bringen muss, die Industrie zu unterstützen. Dies halte sie angesichts der Gefahr, dass die wichtigsten Industrien (einschliesslich der Schifffahrtsindustrie) eines Landes zu kollabieren drohen, für unbedingt erforderlich. Wichtig sei auch die Einbeziehung von Mitgliedern der Lieferkette. Die EU liess darauf verlauten, dass sie dabei ist, diese wichtigen Fragen genauestens zu prüfen, auch mit Blick auf eine Revision der Welthandelsorganisation (WTO) und deren Regeln, die sich vor allem auf den Bezug von Darlehen konzentrieren.     

 

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