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  • Günther Jocher, Vorstand von Group 7.

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 35486

Gut vorbereitet

Der Münchener Logistikdienstleister verzeichnet mehr Nachfrage – nach Lagerflächen, Handling in der Luftfracht und im Paketversand. Und der Brexit bringt Neukunden.





Herr Jocher, wie haben Sie aus dem Brexit-Risiko für viele Verlader mit Group 7 eine Chance gemacht?
Wir haben unseren Kunden frühzeitig Vorabinformationen zukommen lassen und das Pre-Lodgement-Verfahren etabliert. Somit liegen die Zolldaten bereits vor, wenn der Lkw – je nach Fahrtrichtung in Calais oder Dover – ankommt, die Abwicklung läuft ohne Zeitverlust. Auch über Empfehlungen haben wir so viele Neukunden gewonnen, dass unser Januar-Ergebnis 2021 bei den Lkw-Verkehren zwischen Deutschland und Grossbritannien um 40% gegenüber 2020 gewachsen ist.

 



Der Zoll ist der Schlüssel – wie ist Ihr Team aufgestellt?
An all unseren neun deutschen Standorten arbeiten Zollfachleute. Im Hauptquartier München besteht zudem eine eigene Abteilung. So wirken alle zusammen.

 


Inwieweit ist das B2C-Geschäft, bedingt durch den Trend zum E-Commerce, Teil Ihrer operativen Tätigkeit?
Die Bündelung von Paketen im Sammelverkehr nimmt stetig zu. Gerade in den letzten Tagen ist die Nachfrage im Paketversand nach UK deutlich angewachsen. Und in der Luftfracht verzeichnete unser Standort Kelsterbach bei Frankfurt im Januar 20%, d.h. in absoluten Zahlen 2000 Sendungen mehr als im Vorjahr. Fürs Umpacken, Etikettieren, Verzollen und Distribuieren haben wir ein Dutzend zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.

 


Wie kommen Sie mit den geringen Kapazitäten in der Luftfracht, gerade bei Belly-Freight, zurecht?
Enge Verbindungen wie z.B. im Lufthansa-Partner-Programm helfen, und wir sind Blockzeit-Agreements eingegangen. In 2020 haben wir zwei bis drei Charter-Flüge pro Woche organisiert, um insgesamt 30 Mio. Masken und 1 Mio. Schutzanzüge aus China zu überführen.

 


Wie laufen die Lager und der Neubau in Hamburg?
Corona hat eine grosse Nachfrage nach Flächen ausgelöst. Etliche neu gewonnene Kunden sind uns treu geblieben. In Hamburg setzen wir nach der Genehmigung im Q1/2021 den ersten Spatenstich und wollen Mitte 2022 operativ sein. Die Multi-User-Anlage wird neben moderner Kommissioniertechnik und Robotik mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach ausgestattet. Wir sprechen hier von neuen Grössenordnungen: Die erwartete Einsparung von 850 000 kWh p.a. entspricht dem Verbrauch von 14 000 Kühlschränken.

 


Welche grossen Trends erwarten Sie in 2021?
Das Sendungsverhalten verändert sich: Statt wie früher zehn Paletten an einen Hub werden wir aufgrund des E-Commerce vermehrt 2000 Pakete an Endkunden verschicken. Die Bedeutung von Pharmazeutika als Transportgut steigt. Schliesslich findet eine Verlagerung internationaler Importe von UK nach Europa statt. Da London als Gateway nach Europa wegen des Brexit weniger attraktiv geworden ist, gewinnen kontinentaleuropäische Hubs an Terrain – wie z.B. Frankfurt.