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  • Bart Pouwels, Head of Cargo, Flughafen AMS.

10.01.2019 Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 25911

«Wir werden wachsen»

Die Behandlung der Luftfracht auf dem Flughafen Schiphol hat zuletzt für Irritationen gesorgt. Über die langfristige Ausrichtung gab uns kürzlich Bart Pouwels, der letztes Jahr nach zehn Jahren in der Frachtabteilung zum Head of Cargo aufgestiegen ist, Auskunft.


 

Herr Pouwels, wie kommt die Luftfracht aus ihrem Tief in Amsterdam?

Ich möchte ihre Lage nicht als «Problem» bezeichnen. Fakt ist, dass dem Flughafen bis November 2020 jährlich 500 000 Flugbewegungen zur Verfügung stehen. Danach müssen sich alle Akteure an einen Tisch setzen und neu verhandeln. Was für die reinen Frachtflüge dabei herausspringt, müssen wir sehen. Diese passen nicht in das Iata-Schema, das Fluglinien bei der pünktlichen Erfüllung von 80% ihrer Dienste automatisch bei der nächsten Slotzuteilung berücksichtigt, denn erstens ist ihr Betrieb volatil, und zweitens pendeln Frachter viel weniger zwischen zwei festen Punkten, was in der Passage aber Standard ist. So kommt es, dass Frachter nicht selten unter 50% nach Plan fliegen. Ich kann verstehen, dass sie sich dann bestraft fühlen, wenn die Iata-Regeln strikt angewandt werden. Und ich verliere 10% meiner Flüge...

 

 

Und wie viel Fracht?

«Nur» 2,5%. Das liegt daran, dass die Beiladung um 6% gestiegen ist. Also besteht immer noch Raum für Wachstum.

 

 

Inwiefern ist dies eine Amsterdam eigene Situation?

Ich denke, andere Flughäfen werden auch damit konfrontiert, sobald sie an ihre bisherigen Kapazitätsgrenzen stossen und die Iata-Regeln wortgetreu anwenden. Viel hängt davon ab, welchen Wert man den Vollfrachtern beimisst: Bei uns war das Verhältnis Belly- zu Maindeck 50:50, und wir hatten hier 27 Frachtlinien, was wirklich eine Menge ist.

 

 

Was sind die Lösungen zur Maximierung?

Wir haben das untersucht. Eine Erhöhung der Frequenzen ist ausgeschlossen. Möglichkeiten sind der Einsatz grösserer Vollfrachter und die Belegung bisher ungenutzer Bellykapazitäten: Auf Flügen von Nordamerika nach Amsterdam und Europa überhaupt ist lediglich die Hälfte des verfügbaren Raumes mit Fracht gefüllt. Darüber habe ich in den letzten Jahren schon als Developmentmanager mit den Netzwerkplanern der Passagierlinien gesprochen. Mittlerweile merke ich, dass da ein Umdenken stattfindet und der Wert der Fracht erkannt wird.

 

 

Häufig gibt es auf deren Seite auch unterschiedliche Ansprechpartner. Wie berücksichtigt Amsterdam diesen Umstand?

Wir haben letztes Frühjahr die beiden Abteilungen Luftfahrtmarketing und Fracht zusammengelegt und können auf diese Weise Synergien nutzen, die gerade auch dem Frachtgeschäft zugute kommen.

 

 

Ich höre persönliche Zufriedenheit über die Art der Neustrukturierung heraus.

Ich habe diesen Umbau sogar mit vorangetrieben. Auf der Seite der Fluglinien kommt unser Ansatz auch sehr gut an. Aber diese Art von Veränderung braucht Zeit. Ich habe beobachtet, dass eine Konjunkturflaute dann die Suche nach neuen Formaten begünstigt, wenn sie lange genug anhält. Mit Blick auf die langfristigen Entwicklungen, z.B. im E-Commerce, legen wir auch besonderen Wert auf die Verbesserung der operativen Vorgänge allgemein. Wir werden auch nach 2020 wachsen, davon bin ich überzeugt. ah

 

 

 

 

 

 

 

 

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