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  • Auf Umwegen nach St. Petersburg. (Foto: XXL Translog)

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 40877

Trotz Krieg zur Lösung

Verkehre nach Russland neu justiert.


Das völlige Aussetzen mancher Verkehrsverbindung nach Russland hatte auch einen Schwerguttransport von XXL Translog erwischt. Die Fracht kam dennoch ans Ziel.

Dramatik ist auf dem bunten Feld der Projekt- und Schwergutlogistik kein seltener Wegbegleiter. Wie aber kürzlich die Lieferkette für eine Lokomotive auf dem Weg nach Russland riss, war auch für Gabriela Schuster, Geschäftsführerin der XXL Translog in Dortmund, nach 27 Jahren Erfahrung in der Branche eine kalte Dusche.

Es findet sich immer ein Weg nach Russland

Das Russlandgeschäft ist für Schuster eine bekannte Grösse – zeitweilig hatten bis zu 80% der eigenen Projekte mit Destinationen in Osteuropa zu tun. Seit dem Beginn von Sanktionen im Jahr 2014 geriet das margenträchtige Geschäft aber so unter Druck, dass XXL Translog auf zahlreiche andere europäische Relationen umgesattelt hat. «Heute wickeln wir noch ca. 30% unserer Geschäfte mit Osteuropa ab», erläutert Schuster die Unternehmenspolitik, und fährt fort: «Wir haben uns als Problemlöser für besondere Fälle im Markt einen Namen erarbeitet. Obwohl zur Zeit Corona und die Preisentwicklung der Treibstoffe die Margen im Transport von Ladung mit Übermassen und Schwergut überproportional erodieren, bleiben wir am Ball.»

So geschehen auch mit dem Auftrag eines niederländischen Kunden, für den eine Lokomotive von Grossbritannien nach St. Petersburg zu verbringen war. Im ersten Anlauf entpuppte sich der Zwischenstopp in Antwerpen als fatal. Die Frachtzustellung erfolgte genau am Tage des Kriegsausbruchs, dem 24. Februar 2022. Danach setzte sich eine Spirale in Gang.

«Zunächst kam der Versand, der über Finnlines nach St. Petersburg für den 25. Februar angesetzt war, nicht zustande», berichtet Schuster, und fährt fort: «Dann wurde uns der 4. März als nächster Versandtermin genannt.» Aber auch dieser Termin hielt nicht, und zusätzlich wurde sanktionsbedingt eine neue Zollanmeldung vom Versandort Grossbritannien für einen Versand am 12. März angefordert. Mitten in diese Vorbereitungen hinein platzte am 9. März die Meldung, dass die Fährverbindungen nach Russland auf unbestimmte Zeit ausgesetzt sei. Kriegsausbruch, Sanktionen und Kommunikationsdefizite auch auf Seiten der Behörden machten die Lage mehr als unübersichtlich. Schuster: «Nach einigem Hin und Her bezüglich der Kosten konnten wir uns mit Finnlines einigen, die die Mafitrailer- und Platzgebühren übernahmen. Aber wir standen weiterhin beim Kunden in der Pflicht, die Ware zum Zielort zu bringen.»

Auf eigene Kosten nahm XXL Translog die erneute Umladung zurück auf Lkw vor und sandte die Lokomotive über das lettische Liepãja per Schiff nach St. Petersburg. Ein spätes, aber ein Happy End!

Daneben hat das Unternehmen seit Kriegsausbruch vier weitere Transporte nach Russland abgewickelt. «Es gibt derzeit peinlich genaue Kontrollen des russischen Zolls im Transitverkehr», berichtet Schuster. Staus von z.B. über 600 Lkw am russisch-lettischen Grenzübergang Terehova kommen ebenso vor wie zwei Wochen Wartezeit bis zur Transitabfertigung der Ware. «Solange der Markt aber nicht völlig blockiert ist, fahren wir weiter», zeigt sich Schuster entschlossen.

Selbst wenn die russischen und weissrussischen Behörden die Einfuhr von allgemeinen Gebrauchsgütern stoppen sollten, werden nach bisherigem Stand Lebensmittel, Medikamente und Projekttransporte ausgenommen sein. Schwerguttransporteure gerade für Osteuropa sind eben an aussergewöhnliche Bedingungen gewöhnt.

 

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