Da war doch was!
Fast macht die Angst vor dem Virus vergessen, dass Europa dieses Jahr noch andere konkrete Lösungen finden muss. Im Luftverkehr stehen insbesondere die Brexit-Modalitäten zur Bearbeitung an. Über den künftigen Kurs herrscht auch in London Unklarheit.
Man hatte den Teufel schon an die Wand gemalt. Bei der Veröffentlichung der zum neunten Male in Folge positiven Geschäftszahlen am 25. Februar (Anstieg des bereinigten Ebitda um 3,4% gegenüber 2018 auf 1,9 Mrd. GBP) unterstrich John Holland-Kaye, CEO des Flughafens Heathrow, dass die Erweiterung des Standortes – sprich: der zwischen 2022 und 2026 angesetzte Bau einer dritten Start- und Landebahn – unabdingbar dazu sei, die premierministerliche Vision eines «Global Britain» zu erfüllen.
Schreckgespenst Paris
Zwei Tage später war der Jammer gross, als ein Berufungsgericht der Klage von Umweltaktivisten gegen die 2018 als Regierungsziel ausgegebenen Pläne stattgab. Begründung: Sie seien unvereinbar mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens.Die Betreiber des Londoner Grossflughafens, des 2019 mit 475 000 kommerziellen Flugbewegungen geschäftigsten der Welt mit nur zwei Start- und Landebahnen, legten zwar umgehend Berufung beim Obersten Gericht ein, können aber nicht auf die ausdrückliche Unterstützung des aktuellen Bewohners von 10 Downing Street zählen. Der hatte schon in seiner Zeit als hauptstädtischer Bürgermeister ganz andere Ideen in die Diskussion eingebracht, Stichwort «Boris Island».
Namentlich von Paris-CDG befürchtet Heathrow abgehängt zu werden. Was die Fracht betrifft, liegt LHR in Europa bereits an dritter Stelle und muss eher Amsterdam, Istanbul oder Leipzig im Auge behalten (vgl. ITJ 11-12/2020, S. 10).
Europäische Perspektiven
Auf den Britischen Inseln bleibt er weiterhin unangefochten die Nr. 1. Standorte mit ausformulierter Frachtstrategie setzen auf Nischen, wie der Flughafen East Midlands beim Expressgeschäft, und hoffen auf positive Effekte durch den Brexit.
Welche Auswirkungen der wie auch immer geartete EU-Austritt des Vereinigten Königreichs wirklich haben wird: Bekräftigt wurde im März, dass die britische Zivilluftfahrtbehörde (CAA) die Übernahme der bisher von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (Easa) gehaltenen Verantwortlichkeiten für den britischen Luftraum nach Ablauf der Übergangsphase anstrebt.