Türkei als Drehscheibe für Güterzugverkehre
Ein privater Bahnoperateur betreibt Züge zwischen Istanbul und Budapest. Auch für den Schienentransport bringt sich die Türkei stärker als Hub in Position. Jetzt verbindet ein neuer Güterzug das Land mit Ungarn. Sein Jahresvolumen schätzt der Betreiber Pacific Eurasia auf ca. 750 000 t Fracht.
Der neue Zug wird vom türkischen privaten Eisenbahnoperateur Pacific Eurasia betrieben. Das 2019 gegründete Unternehmen organisiert u.a. internationale Güterzüge entlang des Mittleren Korridors auf der Neuen Seidenstrasse. Dieser verbindet China und Europa über Baku (Aserbaidschan), Tiflis (Georgien) und Kars (Türkei), von wo die Güter weiter über ganz Europa verteilt werden.
Verlagerung von 22 000 Lkw auf die Bahn
Der erste Zug Richtung Ungarn verliess Istanbul Ende Oktober und erreichte nach einer Transitzeit von vier Tagen sein Ziel, die ungarische Hauptstadt Budapest.
Auf der 1549 km langen Reise durchquerte er die Türkei, Bulgarien, Rumänien und Ungarn. Pacific Eurasia plant, auf der neuen Verbindung 600 Züge jährlich einzusetzen. Diese sollen 750 000 t Güter im Wert von 600 Mio. EUR von der Türkei nach Ungarn ausführen. Mit dem neuen Transportservice werden voraussichtlich 22 000 Lkw auf die Schiene verladen.
Wie der amtierende türkische Verkehrsminister Abdulkadir Uraloğlu anlässlich eines Festakts vor der Abfahrt des ersten Ungarnzuges im Bahnhof Halkali in Istanbul ausführte, stelle der neue Zug einen grossen Schritt im laufenden Privatisierungsprozess des türkischen Eisenbahnsektors dar. Er stärke zudem die Position der Türkei als zentrale Logistikdrehscheibe für internationale Transporte zwischen Asien und Europa.
Seit der Eröffnung der Bahnlinie Baku–Tiflis–Kars (BTK) im Oktober 2017 haben Containerzüge mehr als 1,5 Mio. t Güter über den Mittleren Korridor zwischen Asien und Europa transportiert. Befördert werden neben chinesischen Konsumgütern zunehmend auch Rohstoffe aus Asien.
China–Kars in lediglich zwölf Tagen
Das Verkehrsministerium in Ankara erwartet, dass die Gütermenge, die aus China und Europa über die Türkei transportiert werden, weiter wachsen wird. Der Mittlere Korridor der Neuen Seidenstrasse stellt eine Alternative zu den Ost–West-Verbindungen über russisches Hoheitsgebiet dar und ist auch mit seinen kurzen Transitzeiten attraktiv. Die Züge erreichen die 8700 km von China entfernte osttürkische Stadt Kars über die BTK-Route nach nur zwölf Tagen.
Kapazität für 1500 Ganzzüge
Um die erwarteten zunehmenden Transportvolumina managen zu können, hat die Türkei bereits Vorbereitungen getroffen. Gemäss Aussagen des Transportministeriums soll die Bahn- und Logistikinfrastruktur in den kommenden Jahren mit mehreren Projekten ausgebaut werden. Ziel ist, das Eisenbahnnetz bis 2028 von aktuell 4000 km auf 17 300 km sowie bis 2052 auf 28 600 km zu erweitern.
Mit dem Ausbau sollen mittelfristig pro Jahr 200 und langfristig 1500 Ganzzüge zwischen China und Europa über den Mittleren Korridor und die Türkei verkehren können. Die Transitzeit zwischen China und Kars soll ausserdem um zwei auf zehn Tage reduziert werden.