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Von: Frank Stier


Artikel Nummer: 50339

Transport im geopolitischen Wandel

Bericht vom zweiten Burgas Connectivity Forum. Das Knüpfen von Verbindungen für die Freizügigkeit von Personen und Gütern hält Norbert Beckmann-Dierkes für grundlegend für die wirtschaftliche Entwicklung auf dem Balkan. Der Direktor der Konrad-Adenauer-Stiftung in Sofia hat deshalb wieder Praktiker und Experten der südosteuropäischen Verkehrswirtschaft in die Schwarzmeerhafenstadt eingeladen.


Bereits in den vergangenen Jahren hat die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Studien zu den Verkehrsträgern Schiff und Eisenbahn auf dem Balkan vorgelegt. Zum Burgas Connectivity Forum BCF 2024 präsentierte Direktor Beckmann-Dierkes das Werk «Enhancing Road Connectivity in Southeast Europe: Facts, Needs and Challenges».

 

Bulgariens Transportminister Georgi Gvosdejkov betonte in seiner Ansprache an das mit Gästen aus 15 Ländern besetzte Auditorium, der Ukraine-Krieg erfordere eine Anpassung der Verkehrs- und Transportwege in der Schwarzmeerregion. «Wir müssen mit Rumänien und Griechenland die Strassen- und Schienenverbindungen in Nord–Süd-Richtung verbessern», sagte er.

 

Der geplante Bau einer zweiten Strassen- und Bahnbrücke über die Donau zwischen Russe und dem rumänischen Giurgiu sei deshalb «ein wichtiges Element des paneuropäischen Verkehrskorridors IX von der Ägäis über das Schwarze Meer zur Ostsee». Auch könne eine neu zu schaffende Eisenbahnlinie zwischen den griechischen Ägäis- und den bulgarischen Schwarzmeerhäfen «dem internationalen Güterverkehr eine Alternative zum Bosporus bieten», so der Minister.

 

Beschleunigungen auf dem Balkan

 

Ein Schwerpunktthema war der paneuropäische Verkehrskorridor VIII, der den albanischen Adriahafen Durres über Nordmazedonien mit Burgas und Varna verbindet und den Gütertransport auf der Achse Balkan–Italien begünstigen soll. Dafür bedarf es allerdings noch der Verknüpfung des bulgarischen Bahnnetzes mit dem mazedonischen. Der aktuelle Planungsstand sieht die Verbindung zwischen Sofia und Skopje indes erst für 2030 vor.

 

Immerhin versprach Gvosdejkov, bis Ende 2027 werde die seit 20 Jahren im Modernisierungsprozess befindliche Bahnstrecke Burgas–Plovdiv–Sofia endlich in drei, statt wie bisher in sieben Stunden zu bewältigen sein. Dies wäre für Bulgariens Schienengüterverkehr auch deshalb von Bedeutung, weil das bulgarische Teilstück des Korridors damit seine prädestinierte Funktion als Fortsetzung der Transkaspischen Internationalen Transportroute übernehmen könnte.

 

Momentan gelten die Häfen und Bahntrassen entlang des Mittleren Korridors vom Kaspischen zum Schwarzen Meer noch als nicht leistungsfähig genug, um für den Güterverkehr zwischen China und Europa die Funktion zu übernehmen, die bis zu Russlands Angriff dem über sein Territorium führenden Nordkorridor zukam.

 

Suche nach Effizienz

 

Regional sehen sich Varna und Burgas derzeit ausschliesslich in Konkurrenz zu Konstanza. Von dem rumänischen Hafen aus unterhält die ukrainische Reederei UKR Ferry seit Sommer 2023 eine Fährlinie ins georgische Poti. Burgas und Varna waren vor einigen Jahren über Fährlinien noch mit zahlreichen Schwarzmeerhäfen wie Konstanza, Odessa, Sewastopol, Kavkas, Novorossiysk, Poti und Batumi verbunden.

 

Übrig blieben davon zuletzt Varna–Novorossiysk und Burgas–Batumi. Die Fähre Druschba (Freundschaft) konnte 2023 mit immerhin über 9000 transportierten Fahrzeugen sowie 5000 auf der Linie Burgas–Batumi ein Rekordergebnis einfahren.

 

Seit Mitte April geht von Varna nun einmal wöchentlich die Fähre Helden von Sewastopol nach Batumi ab, und bei Mindestauslastung wird auch eine Linie nach Karasu in der Türkei angeboten. Insbesondere dem Fährhafenkomplex Varna misst Bulgariens Transportminister für die Zeit nach dem Krieg wesentliche Bedeutung für den Transport von Materialien und Technik für den ukrainischen Wiederaufbau bei. Denn als einziger EU-Hafen verfügt er über eine Einrichtung zur Anpassung der Spurweiten auf das in postsowjetischen Staaten übliche Mass.

 

 

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