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  • Brendan Sullivan auf den Pharma Logistics Days Ende Oktober in Basel.

Von: Michael Mackey


Artikel Nummer: 38463

Wandel von Dauer?

Endlich wieder persönlich! Die Iata nutzte ihre Veranstaltung im Oktober, um eine gezieltere Agenda zu skizzieren, wie die Luftfrachtindustrie von ihrer während der Pandemie erlangten neuen Wertschätzung profiteren kann. Michael Mackey war für das ITJ vor Ort.


 

 

Glänzende Zeiten: «Die Frachtnachfrage wird in diesem Jahr voraussichtlich das Vorkrisenniveau (2019) um 8% übersteigen und 2022 um ca. 12% zulegen. Das zeigt die Stärke des Marktes», erklärte Iata-Generaldirektor Willie Walsh gegenüber den von Istanbul, wo das WCS ursprünglich hätte stattfinden sollen, nach Dublin umgebuchten Medien. «Der Umsatz wird voraussichtlich auf einen Rekordwert von 175 Mrd. USD klettern, die Erträge um 15%», ergänzte Brendan Sullivan, Global Head of Cargo der Iata, in seiner Keynote-Rede. «2022 werden Einnahmen von 169 Mrd. USD erwartet, obwohl die Renditen um 8% sinken», fügte er hinzu.

 

Walsh und Sullivan sind erst kürzlich ernannt worden, was zum Teil den neuen Ansatz des Verbandes erklärt. Hinzu kommt die neue Anerkennung der Fracht sowohl seitens der Regierungen als auch der Luftfahrtindustrie, von der einige glauben, dass sie von Dauer ist.

 

 

Initiativen zur Digitalisierung

Auch die Iata spricht offen von einem Strukturwandel und hat drei Zukunftsthemen herausgearbeitet: Digitalisierung, Lithiumbatterien und Nachhaltigkeit. «Ich denke, wir sollten auf ein paar Schlüsselprioritäten setzen, anstatt uns in der Breite zu verfranzen», so Sullivan.

 

Bei der Digitalisierung sind bereits einige Fortschritte zu vermelden. Die e-AWB, um deren Verwendung seit Jahren geworben wird, hat während der Pandemie eine beschleunigte Akzeptanz erfahren und liegt jetzt global bei 75%. Sullivan hofft auf 100% nächstes Jahr. Mehr zu tun gibt es bei «ONE Record», einer Initiative, welche die Lieferkette mit einem einheitlichen und austauschbaren Datensatz versehen will. Bisher sind 17 Pilotprojekte mit 145 Firmen und drei Zollbehörden im Gange.

 

 

Sicherer Transport von Batterien

Ein weiterer Punkt betrifft die Beschleunigung der Zusammenarbeit mit den Regulierungsbehörden Easa und FAA zur Entwicklung eines Teststandards, der verwendet werden kann, um die Fähigkeiten von Brandschutzabdeckungen zu veranschaulichen. Ein zweiter Teil der Strategie bezüglich der Lithiumbatterien (LiBa) soll darin bestehen, betrügerische Versender ins Visier zu nehmen. Der Plan der Iata sieht vor, mit Zoll und Sicherheit gemeinsame Sache zu machen. Jetzt, so Sullivan, seien sich die Staaten um die Bedeutung der Lieferkette bewusst, was helfen dürfte, den Druck zu erhöhen.

 

Dies ist ein markanter Wandel – hin zu einem auf formulierte Ziele ausgerichteten Dialog mit einer deutlich direkteren Ansprache. Luft nach oben gibt es, wie Sullivan umschrieb: «Bisher werden mehr Anstrengungen unternommen, die Produktion gefälschter Chanel-Taschen zu stoppen als den Transport von Lithiumbatterien zu sichern.»

 

 

Unter der Klimaglocke

Über dem irischen Nebel stand das grosse Thema Klimawandel. Auf der Iata-Jahreshauptversammlung eine Woche zuvor in Boston hatten sich die Fluggesellschaften zum Erreichen der Netto-Null-Kohlenstoffemissionen bis 2050 verpflichtet. Auch wenn die Fracht derzeit das Lieblingskind der Luftfahrtfamilie ist, wird ihr keine Sonderbehandlung in der Strategie zukommen. «Branchenspezifische Lösungen wie nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF), neue Flugzeugtechnologien, mehr Effizienz in Betrieb und Infrastruktur sowie die Entwicklung neuer Energiequellen werden genutzt, um die Emissionen zu senken», sagte Sullivan und nannte ermutigende Beispiel wie die Absicht von UPS, 150 elektrische Flugzeuge zu kaufen, die Bestellung vollelektrischer Frachter von DHL Express, den SAF-Einsatz und Fortschritte bei elektrischen Rampenfahrzeugen.

 

Doch alles habe seinen Preis, weiss Sullivan. Walsh bezifferte die Kosten für Flottenersatz und SAF-Einsatz auf 2 Bio. USD – viel für eine Branche, die in den letzten drei Jahren 200 Mrd. USD verloren habe. Im Bewusstsein um ihre riesigen Bedürfnisse setzt die Iata deshalb auf einen kollaborativen Ansatz entlang der Lieferkette: «Fluglinien können sich das nicht leisten, also muss jeder seinen Teil beitragen.»