Mautsystem mit Makel
Auf gut 3000 km des bulgarischen Strassennetzes sind seit Anfang März Lkw mautpflichtig. Der Einführung gingen Auseinandersetzungen zwischen den Branchenverbänden und der Regierung von Bulgarien voraus.
Nach mehreren Verzögerungen und erbitterten Auseinandersetzungen zwischen den bulgarischen Logistikverbänden und der Regierung hat Bulgarien Anfang März das neue elektronische Mautsystem in Betrieb genommen. Während der Personenverkehr seit Jahresbeginn Vignetten benötigt, muss der Güterverkehr nunmehr Mautgebühren für jeden gefahren Kilometer entrichten. Das elektronische Mautsystem erfasst Strassen mit einer Länge von 3115 km und damit gut ein Sechstel des rund 20 000 km langen Strassennetzes in dem Balkanland.
Die Mauttarife variieren je nach Art der befahrenen Strasse, dem Gewicht des Fahrzeuges, seiner Achsenzahl und seine EURO-Norm. Die Einführung des Mautsystems war geprägt von zahlreichen Änderungen der ursprünglichen Planungen. Zunächst sollten ausser den Autobahnen auch die Überlandstrassen der Kategorien 1-3 mautpflichtig werden. Der Protest der Logistiker veranlasste die Regierung Mitte Januar 2020 aber zu einer deutlichen Reduktion sowohl des Umfangs des einbezogenen Strassennetzes als auch der Tarifhöhen für die verschiedenen Fahrzeugklassen. Nurmehr werden für die 803 km langen Autobahnen und 2312 km erstklassiger Landstrassen Mautgebühren fällig. 2935 km Strassen der Kategorie 2 gelten zwar als offiziell vom Mautsystem erfasst, doch wird für sie keine Mautgebühr angesetzt. Dahinter steht die Überlegung, die zweitklassigen Strassen eventuell zu einem späteren Zeitpunkt gebührenpflichtig zu machen.
Der Erlös aus den Mautgebühren soll der staatlichen Agentur für Strasseninfra-struktur zukommen, damit sie künftig das nationale Strassennetz besser erhalten und erweitern kann. Nach einer Laufzeit von drei Monaten will die Regierung die Resultate des elektronischen Mautsystems einer Prüfung unterziehen. Sollte sich Anfang Juni herausstellen, dass die erzielten Einkünfte den Erwartungen nicht entsprechen, wird eine Tariferhöhung und die Mauttaxierung der zweitklassigen Strassen in Betracht gezogen.
Teure Bordgeräte verärgern Logistiker
Transit-Lkw können eine Routenkarte mit Ausgangs- und Zielort verwenden. Für Fahrzeuge, die Transporte im Innern des Landes durchführen, dürften Bordinstrumente oder GPS-Tracker nützlicher sein. Bis zuletzt forderten die bulgarischen Fuhrunternehmer eine weitere Verschiebung der Einführung des elektronischen Mautsystems, weil den Unternehmen nicht genügend Zeit gelassen worden wäre, ihre Fahrzeuge mit speziellen Bordgeräten oder GPS-Trackern auszustatten.
Auch richtete sich ihr Unmut dagegen, dass die Bordgeräte nur bei wenigen Lieferanten für eine monatliche Gebühr von 15.90 BGN (8.65 CHF) auf zwei Jahre Vertragslaufzeit zu beziehen seien und dies obwohl die Firmen an jeder zu entrichtenden Mautgebühr 7% verdienten. Schliesslich erklärte sich die Regierung bereit, den Fuhrunternehmern die Bordgeräte für ein Pfand in Höhe von 1 BGN (0,54 CHF) zur Verfügung zu stellen.