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  • Foto: Hafen Barcelona

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 45279

Richtung Zukunft

Intensive Investitionstätigkeit im Hafen. Es gibt viele Wege zum Hafen der Zukunft. Der seit Ende 2022 aktive Präsident des Hafens Barcelona, Lluís Salvadó Tenesa, sprach mit Christian Doepgen über seine Ziele.


Herr Präsident, welche Projekte sind aktuell prioritär?

Um den Hafen der Zukunft Wirklichkeit werden zu lassen, planen wir in 2023 die Ausschreibung eines Baupakets in Höhe von 300 Mio. EUR. Nachhaltigkeit ist Trumpf, deswegen erhöhen wir den Bahnanteil, bauen die Infrastruktur zur Versorgung mit saubereren Kraftstoffen auf und statten die Kais so aus, dass Schiffe dank Landstrom ihre Motoren im Hafen abstellen können. Die Investition von 110 Mio. EUR in das Nexigen-Projekt hat das Ziel, die wichtigsten Anlegestellen in den nächsten fünf Jahren zu elektrifizieren.


Wie beurteilen Sie das Jahr 2022 im Rückblick?

Unser Hafen hat trotz eines turbulenten Jahres zum ersten Mal in seiner Geschichte mehr als 71 Mio. t Fracht umgeschlagen. Auch die Erholung des Erdgas-Umschlags verlief 2022 positiv. Hauptauslöser war die Schliessung der Gaspipeline Algerien–Cádiz Ende Oktober 2021, die zu einem kontinuierlichen Anstieg des LNG-Imports auf dem Seeweg geführt hat.

Der Transport von Neufahrzeugen ist bereits 2022 um 18,4% gewachsen und hat diesen Trend Anfang 2023 beibehalten. Die grosse Vielfalt an Marken, die über den Hafen Barcelona laufen, hilft uns. Zwar gingen die Fahrzeugexporte um 8% zurück, aber die Importe und Transitverkehre nahmen stark um 63% bzw. 145% zu.


Wie kommt die Digitalisierung des Hafens voran?

Zunächst entwickeln wir das 5G-Telekommunikationsnetz, das für das Internet der Dinge (IoT) und die zunehmende Automatisierung von Verwaltungstools die Grundlage bildet. Die diesjährige Investition, 500 000 EUR, steigern wir in den nächsten fünf Jahren auf 4 Mio. EUR.

In den Bau eines Glasfasernetzes fliessen 2,1 Mio. EUR in 2023, 5,6 Mio. EUR über vier Jahre. Zur Verbesserung der Sicherheit werden 2,8 Mio. EUR in über 200 neue Kameras im Hafengebiet gesteckt. Weitere Mittel fliessen in einen neuen Cybersicherheitsplan, die Control Tower-Software, die Centralised Traffic Control CTC im Bahnverkehr und das Twin Port-Projekt.


Welchen Wert misst Barcelona der Smart Ports Alliance bei?

Die Häfen müssen heute in Fragen von Innovation und der Digital- und Energietransformation zusammenarbeiten, um weiter voranzukommen und eine bessere Welt aufzubauen.

Die Ausgabe 2022 der Konferenz «Smart Ports: Piers of the Future» hat Barcelona ausgerichtet. Sie fiel mit dem Beitritt des Hafens Göteborg zur Allianz zusammen. Göteborg ist führend bei Initiativen zur Dekarbonisierung von Hafenaktivitäten und wird Europas erste Drehscheibe für grüne Kraftstoffe beherbergen.

Der Hafen liefert allen Mitgliedern der Allianz bezüglich Dekarbonisierung sehr wertvolles Know-how. Wir im Hafen Barcelona glauben fest an die Zusammenarbeit und den Austausch wertvoller Informationen mit anderen Häfen, um gemeinsam die Meilensteine zu erreichen, die wir uns gesetzt haben.


Mehr als 120 Mio. EUR werden zur Zeit in öffentlich-private Projekte, u.a. im Port Vell, investiert. Setzen Sie auf private Investoren?

Die getroffenen 19 Massnahmen stellen eine erste Phase der Transformation dar, die der Port Vell durchlaufen wird. Sie werden alle abgeschlossen sein, bevor der 37. America’s Cup am 22. August 2024 beginnt. Der gesamte Prozess entwickelt sich zu einem Erfolgsbeispiel für die öffentlich-private Zusammenarbeit im Hafengebiet.

Ein Folgeprojekt ist z.B. Blue Tech Barcelona, ein Innovationszentrum, das Start-ups, internationale Institutionen im maritimen Umfeld, grosse Unternehmen mit Logistik- und Hafenaktivitäten sowie Ausbildungszentren wie das Logistics Institute of Barcelona aufnehmen wird.

 

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