Gegen «Fake in Italy»
Aufmerksame und aufgebrachte Bauern am Brenner. Zwei Tage lang hat der italienische Agrarverband Coldiretti an der Grenze zu Österreich mit einem massiven Aufgebot dem Zoll über die Schultern geschaut – und wurde angesichts vieler potenziell falsch deklarierter Waren Zeuge einer Parade von «Trucks des Schreckens».
Am 8. und 9. April verengten nach Veranstalterangaben über 10 000 Landwirte das Verkehrsnadelöhr Brennerpass zusätzlich. Sie seien aus sämtlichen Regionen des Landes gekommen, erklärte der Verband Coldiretti, um mit Unterstützung der Ordnungskräfte «basta!» zu ausländischen Lebensmitteln zu sagen, die als italienisch ausgegeben würden.
Am Ende wurden etwa 100 Lkw angehalten, deren Kontrolle kuriose Ladungen ans Tageslicht brachten – z.B. dänische Schweinskeulen auf dem Weg zur Schinkenmetropole Modena, indische Weintrauben nach Novara, tschechisches Brot, das für Altamura bestimmt war, eine Stadt in Apulien, die für ihr knuspriges Brot berühmt ist, frischen Fisch aus den Niederlanden für Ferrara im fischreichen Podelta oder auch bereits als «San Marzano» deklarierte Tomaten, ebenfalls aus den Niederlanden, mit Ziel Verona.
Nicht einfach als «Tragödie», sondern geradezu als «Hohn» für die organisierten Mitglieder bezeichnete Coldiretti diesen dubiosen Warenverkehr.
Mit der Mobilisierung am Brenner begann eine grosse Sammlung von Unterschriften für ein Volksbegehren für einen europäischen Gesetzesvorschlag zur Ausweitung der Herkunftsangabe auf dem Etikett aller in der EU auf dem Markt befindlichen Güter.
So sollen die Verbraucher mehr Transparenz beim Einkauf erhalten. Denn wie es Coldiretti-Präsident Ettore Prandini auf den Punkt brachte: «Zu viele ausländische Produkte werden italienisch, wenn sie unsere Grenzen überschreiten.»