Wider den «Luftfrachttourismus»
Deutsche Spediteure beklagen Folgen einer engen nationalen Auslegung. Das Bemühen der Logistikbranche, der Fluggesellschaften und der Flughäfen um die Stabilisierung der Luftfracht-Lieferketten muss durch politische Rahmenbedingungen flankiert werden, die auch die Marktstellung deutscher Unternehmen international nachhaltig stärken. Zur Untermauerung dieser Forderung legt der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) einen «Aktionsplan Luftfracht» vor.
Spätestens seit März 2020 weiss man: Mund- und Nasenmasken sind nicht schwer, können aber Volumenrekorde von Flugzeugladungen brechen und – was unbezahlbar ist – Menschenleben schützen. Betrachtet man den berechenbaren Wert von Luftfrachtsendungen, beträgt ihr Anteil am gesamten deutschen Aussenhandelswert etwa 30%.
Die hohe Organisationskompetenz deutscher Luftfrachtspediteure sichert die Versorgung wichtiger Industriezweige mit produktionsrelevanter, hochwertiger und zeitkritischer Ware auch im dritten aufeinanderfolgenden Krisenjahr. Damit das in Zukunft so bleibt, hat der DSLV einen Aktionsplan mit sechs Handlungsfeldern erarbeitet.
EU-Recht einheitlich umsetzen
In seinen Ausführungen unterstreicht der Verband die immanente Bedeutung der konsequenten und lückenlosen Einhaltung der hohen gesetzlichen Anforderungen der EU zur Luftfrachtsicherheit durch sämtliche Glieder der Lieferkette. Er bemängelt aber, dass die Auslegung der EU-Luftsicherheitsverordnung 2015/1998 durch das deutsche Luftfahrt-Bundesamt «deutlich restriktiver» als durch die Luftsicherheitsbehörden anderer EU-Mitgliedstaaten ausfällt, wo administrativ weniger aufwändige Kontrollverfahren für sensible Luftfracht zugelassen sind.
Die Unterschiede seien so gravierend, dass es sich wirtschaftlich lohne, Luftfracht allein zu Kontrollzwecken mit dem Lkw von Deutschland zu Flughäfen im EU-Ausland zu befördern, dort auf Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen kontrollieren zu lassen und anschliessend wieder nach Deutschland zu trucken. Ein erhöhtes Frachtaufkommen auf europäischen Strassen mit negativen ökologischen Effekten seien neben der Schwächung des Luftfrachtstandortes Deutschland die Folgen.
Hinzu kommen weiterhin Abfertigungsstaus und Wartezeiten für Importfracht, die v.a. an Europas grösstem Frachtflughafen Frankfurt zu einer Verlagerung und zu Umroutungen von Luftfracht führen – ebenfalls mit negativen Effekten für anschliessende Logistikketten. Massgeblichen Anteil daran hätten Personalengpässe bei Handling-Agenten, die ausgeräumt werden müssen.