News

  • Foto: Tryfonov / stock.adobe.com

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 46284

Die Supply Chain und Mutter Natur

Mehr Naturkatastrophen fordern höheren Tribut. Früher ging es vor allem die Rückversicherer an. Heute aber müssen alle Akteure der Supply Chain vermehrt auf die Auswirkungen von Naturkatastrophen achten. Niedrige Wasserstände sind aktuell erneut Thema.


Es muss nicht immer der Panamakanal sein. Die aktuellen Durchfahrtbeschränkungen für Schiffe (s. S. 18) sind aber nur ein Indiz dafür, dass Lieferverzögerungen, Warenengpässe, höhere Sicherheitsbestände und damit einhergehende wachsende Logistikkosten fortschreiten.

Nach Zahlen des Bochumer Softwarehauses Setlog haben die aktuellen Staus am 80 km langen Kanal in Zentralamerika konkrete Folgen für den Warenumschlag in den USA. Etwa 20% des Volumens, das ursprünglich für die US-Ostküste bestimmt war, wurde zur Westküste umgeroutet – vor allem auf die grossen Häfen von Long Beach und Los Angeles. Von dort geht es dann intermodal per Bahn oder Lkw in östliche Richtung oder, wenn die Flexibilität besteht, in andere Distributionslager.

Dabei hat die Branche Glück. Nach dem französischen Logistikplattform-Betreiber Shippeo hilft der Umstand, dass aktuell keine Hochsaison ist und genug Kapazitäten zur Verfügung stehen, um Transportrouten und Verkehrsträger zu ändern. Nach Setlog-Vorstandsmitglied Ralf Düster setzt die Niedrigwassersituation die europäische Binnenschifffahrt Risiken aus.

«Analysen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft zu den Folgen niedriger Rheinpegel haben gezeigt, dass die Industrieproduktion in Deutschland in einem Monat mit 30 Tagen Niedrigwasser um rund 1% sinkt. Für einige Branchen, etwa die Chemieindustrie, ist die Versorgung per Binnenschiff existenziell.»

Es geht also darum, für die Warenströme diese Verkehrswege wasserbaulich zu entwickeln oder auf Speziallösungen zurückzugreifen. Ein Beispiel ist das im Mai 2023 von der BASF in Betrieb genommenen Schiff Stolt Ludwigshafen, das selbst bei starkem Niedrigwasser auf dem Rhein transportieren kann.


 

Mehr zum Thema