News

  • Foto: Schneider Inc

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 48454

Die grossen Trends

Lateinamerikas Logistik im Windschatten gobaler Rupturen. Seit 30 Jahren sind die Analytiker des Marktforschungsinstituts von Americas Market Intelligence der Entwicklung von Transport und Logistik im vielfältigen Lateinamerika auf der Spur. Ihr Bericht für das Jahr 2024 fällt insgesamt optimistisch aus.


Es ist ein ebenso bekannter wie ironischer Spruch, dass Miami in Florida die Hauptstadt Lateinamerikas sei. Was auch immer daran ist: Die jährliche Erhebung zur Transport- und Logistikbranche Lateinamerikas stammt tatsächlich von dem dort domizilierten Marktforschungsinstitut Americas Market Intelligence (AMI). Der jüngste Bericht nimmt einmal mehr Strassen-, See- und Lufttransport neben Logistik und den in der Region wichtigen Sektor Kühllogistik unter die Lupe.

Etliche Trends spielen der Logistik der Region in die Hände, so das Nearshoring, das u.a. Mexiko beflügelt (s. S. 8). Nach der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) liegt das Potenzial, dass durch zusätzliche Exporte kurz- und mittelfristig nach Lateinamerika und in die Karibik fliessen kann, bei ca. 78 Mrd. USD.

Auch im globalen Vergleich hat der Subkontinent seine Chancen, wie Diego Rodríguez, AMI-Direktor für logistische Praxis, ausführt: «Lateinamerika hat die einmalige Gelegenheit, Positionen in Wertschöpfungsketten mit den USA und Europa zu erobern, seitdem die Löhne in China die in weiten Teilen Lateinamerikas übersteigen.»

Der Währungseffekt rundet die Positivtrends ab. Nach der Deutschen Bank haben die wichtigsten Währungen Lateinamerikas, der mexikanische Peso und der brasilianische Real, zunehmend gegenüber dem USD an Wert gewonnen.

Entwicklungen im Modalsplit

Der Strassentransport in der Region wird vom E-Commerce beflügelt. Mexiko ist Spitzenreiter mit 11,4 Mio. Lkw, gefolgt von Brasilien mit 3,9 Mio. sowie Chile und Kolumbien mit jeweils ca. 320 000 und 214 000 Einheiten. Aufgrund hoher Kosten des Verkehrsträgers, der unter der teilweise schlechten Infrastruktur leidet, erwartet AMI mittelfristig eine Konsolidierung des Sektors, vor allem in Mexiko.

Daneben sind «Lagerhaltung und Auftragsabwicklung die wahrscheinlich am schnellsten wachsenden Teilsegmente der Logistikbranche in der Region», so Rodríguez. Viele Verlader und Integratoren investieren in Mexiko, Zentralamerika, Kolumbien und Brasilien.

Die erbrachten Dienstleistungen in 2022 wurden auf 60 bis 65 Mrd. USD geschätzt, zu den wichtigen Dienstleistern gehören DHL, DSV, Mercado Libre, Frialsa, Solistica, Emergent Cold, Grupo Traxión und Suppla.

Im Seetransport ist die Zahl Schiffe von Diensten, die Südamerika mit Europa/Mittelmeer verbinden, in den Jahren 2019 bis 2023 von 39 auf 43 gestiegen, während sie auf den Routen Südamerika–Nordamerika von 47 auf 42 gesunken ist. Mexiko fiel ab, Brasilien profitierte.

Die Luftfracht hat sich seit der Periode der Pandemie-Massnahmen erholt, aber wie früher «wird die Region weiterhin die niedrigsten Frachtladefaktoren weltweit aufweisen», so das Fazit von Rodríguez.

In der Kühllogistik haben Pharma-transporte das Wachstum beschleunigt. Die Umsätze legten 2020 bis 2023 in ganz Lateinamerika von 26 auf 31,5 Mrd. USD zu. Das Wachstum ist stetig, wenn auch nicht so hoch wie in den USA und Europa.

Der Subkontinent, der von der Lage abseits geopolitischer Verwerfungen profitiert, hat die Chance, durch Investitionen in Infrastruktur eine solide Zukunft in der Logistik aufzubauen.

 

Mehr zum Thema