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  • Viele Wasserwege führen von der Küste ins Hinterland.

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 31015

Die Wasserstrassen hinter den Seehäfen

Die Binnenschiffe können sich über achterlichen Wind freuen. Angesichts ihrer Klimabilanz und ihrer intermodalen Möglichkeiten sind sie für viele Logistikplayer das Mittel der Wahl. Ein Überblick über laufende Projekte.


 

 

Eine verstärkte Nutzung der Binnenwasserwege steht angesichts des gesellschaftlichen Klimatrends auf der Agenda vieler europäischer Staaten – und von Unternehmen in der Logistikkette. So haben in Schweden die Häfen von Mälarhamnar und Stockholm beschlossen, gemeinsam neue Binnenwasserstrassen für den Güterverkehr zu erschliessen. Das Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, eine Verbindung per Binnenschifffahrt zwischen Stockholm und Mälarhamnar zu ermöglichen.

 

Die schwedische Hauptstadt baut derzeit einen neuen Frachthafen, den südlich gelegenen Stockholmer Norvik-Hafen, der im Mai 2020 eröffnet wird. Gleichzeitig laufen in den Hafen Köping und Västeras von Mälarhamnar Projekte, um grössere Volumina abwickeln zu können. «Damit Reedereien, Speditionen und Verlader die Binnenschifffahrt betreiben und nutzen können, müssen wir, die Häfen, unsere Rolle spielen», sagte Carola Alzén, CEO von Mälarhamnar AB, mit Blick auf die Projekte. Der neue 100 km-Link wird die Belastung des bereits heute überlasteten Strassen- und Schienennetzes im Grossraum Stockholm verringern.

 

 

Umstellung auf Batterie und Wasserstoff

Es gibt aber auch andere Vorhaben auf den europäischen Binnenwasserstrassen. In Benelux und Deutschland hat sich eine Koalition der Gutwilligen, die Delta Port Niederrheinhäfen, Eon und der Hafen Rotterdam, zusammengefunden. Sie wollen gemeinsam die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Binnenschifffahrt in Deutschland und Europa von Diesel auf Batterie- und Wasserstoffantrieb umstellt. Die Unternehmen vereinbarten den Aufbau einer Infrastruktur, damit klimaneutral angetriebene Fracht- und Passagierschiffe in den Häfen Batteriecontainer tauschen oder Wasserstoff tanken können. Die Ziele der Partner sind neben Klimaschutz und verbesserter Luft- und Wasserqualität natürlich auch die langfristige Optimierung der Logistikkosten.

 

Das Pilotkonzept konzentriert sich zunächst auf den seit 2012 bestehenden Binnenhafenverbund Delta Port in Orsoy, Voerde, Wesel und Emmerich, der dank des Aluminiumherstellers Trimet vor Ort Nachhaltigkeit im Sinne des so genannten Projekts Eco Port 813 (der Rheinkilometer) anstrebt. In Wesel steuert der Aluminiumhersteller Trimet seine Abwärme bei, aus der der Energiekonzern Eon alternative Energie herstellen kann.

 

Seit August 2019 ist mit der Ansiedlung von Nordfrost in Wesel das erste Projekt konkret. Neu wird jetzt die Infrastruktur so ausgelegt, dass nicht nur Schiffe, sondern auch Züge und Lkw im Hafen Wasserstoff tanken oder ihre Batterien aufladen können. Die Idee ist, auch die letzte Meile grün und CO2-frei zu machen. Alexander Fenzl, Direktor für das Deutschland-Geschäft von Eon Business Solutions: «Der Gütertransport auf Wasserstrassen ist schon heute umweltfreundlicher als auf Schiene oder Strasse. Mit unserem klimaneutralen Ansatz wollen wir diesen Prozess begleiten, um den Güterverkehr auf dem Wasser wirtschaftlich, klimafreundlich und damit zukunftsfähig zu gestalten.»  

 

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