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Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 35481

Die Stunde der Spezialisten

2020 haben die europäischen Flughäfen 11,8% weniger Luftfracht abgewickelt als 2019. Das hört sich nach sehr viel an, wird aber relativiert beim Blick auf die Passage (–70,4%). Ausserdem lässt sich in dem Geschäft ganz gut Geld verdienen. Doch wie lange noch?




Es hatte alles so gut angefangen: Nach einem Wachstum von 3,4% im Januar und 5,6% im Februar 2020 gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat waren die Hoffnungen gross, ein durchzogenes Jahr (vgl. ITJ 11-12/2020, S. 10) hinter sich zu lassen. Doch schnell wurden die schlimmsten Befürchtungen, die mit der sich aus China ankündigenden Pandemie verknüpft waren, Wirklichkeit. Dass Mitte März der globale Flugverkehr praktisch eingestellt wurde, führte in jenem Monat zu einem Rückgang des Frachtvolumens auf den europäischen Flughäfen um 17,5%. Das genügte, um die Zahlen für das gesamte erste Quartal um 7,3% zurückgehen zu lassen – und vorbei waren die grossen Hoffnungen, wenn auch nicht überall.


Daher lohnt sich in der diesjährigen Rückbetrachtung, deren Zahlen mehrheitlich von ACI Europe stammen, ein differenzierter Blick darauf, wie sich die einzelnen Standorte im Verlauf der jeweiligen Jahresviertel entwickelt haben. Mit einem Rückgang um ein Viertel des Vorjahreswertes war das zweite Quartal der Tiefpunkt der Frachtflaute, wohingegen das dritte mit –14,5% und das vierte mit –5,3% klar Richtung Erholung weisen. Sehr wahrscheinlich ist, trotz des Drucks auf die Kapazitäten, dass auch 2021 mit einem Wachstum beginnt. Die neuesten Zahlen werden nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe im ITJ Daily nachgereicht.

 


Mehr Millionäre
Bei den einzelnen Flughäfen fällt auf, dass der Kontinent über keinen mehr verfügt, dessen Jahresumschlag über 2 Mio. t Luftfracht beträgt. Dafür gibt es mit LGG wieder einen mehr, der über die Millionenmarke geklettert ist.


Die klassischen Hub-Flughäfen hatten es aufgrund der weggebrochenen Passage schwerer als jene, die stark bis fast ausschliesslich auf die Fracht setzen. Zu den grössten Verlierern gehören München, im Vorjahr noch auf Platz 16, das mit 145 113 t (–56,2%) aus den 20 grössten gefallen ist, und Rom FCO, dessen Frachtvolumen (69 499 t, –62,7%) seit 2018 (vgl. ITJ 09-10/2019, S. 13) um zwei Drittel geschrumpft ist. Grösster Gewinner ist HHN, dessen schlechtestes Quartal ausgerechnet das erste war. Interessant und angesichts des Brexits weiter zu beobachten ist die uneinheitliche Entwicklung der britischen Flughäfen.   

 


Der Norden unter der Lupe
Besonders bemerkenswert sind die Verschiebungen in Skandinavien. Während CPH durchweg stark verloren und Billund mit –9,3% (67 149 t) den Schaden begrenzt hat, ist Helsinki (HEL), 2019 noch 19., mit einem Verlust von zwei Fünfteln des Vorjahresvolumens auf 125 426 t in hohem Bogen aus den Top 20 geflogen. Unter den schwedischen Flug­häfen gab es auf niedrigerem Niveau gros­se Gewinne auf Stockholm-Arlanda (80 895 t, +13,1%) und Göteborg (19 676 t, +10,2%) sowie mit Malmö einen kleineren Verlierer (21 387 t, –3,2%). Einen der grössten Sprünge überhaupt hat allerdings OSL gemacht. Norwegens Hauptstadtflughafen erscheint jetzt erstmals seit langem wieder unter den 20 führenden europäischen Standorten für Luftfracht.

 

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