![](fileadmin/templates/img/Engl_Franz_Deu_ohne_Schloss.png)
Die Hand an der Axt
Wie globale Schifffahrtsriesen an der Abholzung verdienen. Die Meldung trübte die Vorfreude auf das Festessen: Über einen Zeitraum von zwei Jahren transportierten grosse Reedereien über 0,5 Mio. t Fleisch aus Schlachthöfen, die mit der Abholzung von brasilianischen Wäldern in Verbindung stehen.
Brasilianisches Rindfleisch ist seit langem als Hauptursache für die Zerstörung des Amazonas-Regenwalds, einer wichtigen Verteidigungslinie gegen den Klimawandel, umstritten. Aber ohne grosse internationale Reedereien würde es nicht in die Supermarktregale weltweit gelangen.
Wie das Bureau of Investigative Journalism (TBIJ) im Dezember 2024 enthüllen konnte, haben in den zwei Jahren zuvor Schifffahrtsunternehmen mehr als eine halbe Million Tonnen Rindfleisch und Leder aus Schlachthöfen transportiert, die mit der Zerstörung tropischer Wälder in Brasilien in Verbindung stehen. Dieses Gewicht entspricht der Hälfte des jährlichen Rindfleischkonsums Grossbritanniens.
«Stille Wegbegleiter der Zerstörung»
Neue Daten des Beratungsunternehmens Aid Environment zeigen, dass zwischen August 2021 und Juli 2023 zwölf Fleischfabriken der drei grössten brasilianischen Rindfleischunternehmen – JBS, Marfrig und Minerva – mit mindestens 4600 m2 Waldverlust in Verbindung gebracht wurden, einer Fläche, die dreimal so gross ist wie London.
Reedereien transportierten in den Jahren 2022 und 2023 Hunderte von Sendungen Rindfleisch und Leder aus diesen Schlachthöfen nach Europa, in die USA und nach China.
«Grosse Reedereien sind die stillen Wegbereiter des milliardenschweren globalen Handels mit entwaldungsgefährdeten Rohstoffen wie Rindfleisch und Leder», sagte Alex Wijeratna, Senior Director der Umweltkampagnengruppe Mighty Earth. «Aber sie bleiben unter dem Radar, wenn es um rechtliche Verantwortung geht.»
Unter der eigenen Richtschnur
Zwar haben die meisten Reedereien Richtlinien für die von ihnen transportierten Waren. Einige befördern beispielsweise kein illegal geschlagenes Holz oder geschmuggelte Wildtiere.
Diese entsprechen jedoch in der Regel den bestehenden internationalen Regeln und Beschränkungen, befassen sich also nicht mit Rindfleisch und Leder aus abgeholzten Gebieten.
Ein bahnbrechendes EU-Gesetz zur Bekämpfung der Abholzung von Wäldern im Zusammenhang mit Rindfleisch, Soja und anderen Produkten sollte Ende 2024 in Kraft treten, wird aber um ein Jahr verschoben.
Bleiben also nur Appelle wie der von Holly Gibbs, Direktorin des Global Land Use and Environment Lab an der University of Wisconsin-Madison: «Reedereien müssen sich stärker engagieren und ihre eigenen Verpflichtungen zu nachhaltigen Lieferketten und zum Transport von Waren ohne Abholzung eingehen.»