Das Prinzip Hoffnung
Die interkontinentale Verteilung von Impfstoffen steht noch am Anfang. Das HOPE-Konsortium aus Abu Dhabi will hierin eine Schlüsselrolle zwischen Mittlerem Osten, Südasien und Afrika zu spielen. Das Verhältnis von Hellmann zum Konsortium sowie Planungen und Vorhaben in 2021 diskutierte Christian Doepgen mit einem seiner Vertreter, Madhav Kurup, regionaler CEO MESA von Hellmann.
Wann haben die Verhandlungen zur Bildung des HOPE-Konsortiums begonnen?
Die Regierung von Abu Dhabi hat die Initiative über ihr Gesundheitsministerium gestartet. Mit Blick auf die eigene geografische Position will sich das Emirat proaktiv bei der regionalen wie globalen Verteilung von Impfstoffen engagieren. Im Juni 2020 hat die Konzeption im Sinne eines unverbindlichen Brainstormings begonnen, von Experten im Gesundheitswesen, der Wirtschaft, Logistik und des Zolls. Nach der detaillierten Analyse wurden einige wichtige Akteure eingeladen, dem Konsortium beizutreten.
Sind es allein die grossen Vier (Agility, Aramex, Hellmann und Kühne + Nagel), oder sind mehr Spediteure beteiligt?
Es sind zunächst die Big Player im Boot. Hellmann wurde aufgrund seiner Erfahrung in der Gesundheitslogistik und seines regional bestehenden Hubs berufen. Für die letzte Meile werden aber viele Transporteure gebraucht.
Was unterscheidet Sie von den anderen?
Wir sind seit 2010 eine eigene juristische Person in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), da wir die Prozesse der Gesundheitslogistik von der allgemeinen Spedition abtrennen wollten. Das stellte eine Herausforderung dar, denn das Modell war damals noch unbekannt. Genehmigungen wurden zögerlich erteilt, bis wir die Behörden und Pharmaunternehmen überzeugen konnten.
Wie sieht die Struktur von Hellmann Healthcare Logistics aus?
Inzwischen verfügt unser Hub über 25 000 Palettenplätze, die anfänglichen 10 000 mussten wir drei Mal erweitern. Unser Lager für das Gesundheitswesen weist als Temperatursegmente -25 bis -15° C, 2 bis 8° C und 15 bis 25° C auf. Mittels Simulationsübungen haben wir alle Prozesse standardisiert und validiert. In der Folge haben wir Verträge mit vielen globalen Pharmakonzernen abgeschlossen, sind mit ihnen gewachsen und haben uns als regionaler Marktführer etabliert.
Qualifiziertes Personal hierfür ist rar.
Da haben Sie recht. Wir haben unsere Mitarbeiter aus der Gesundheits- und Pharmabranche rekrutiert und logistisch geschult. Wir dürfen heute sagen, dass wir als einziges globales Unternehmen im Mittleren Osten heute mit einem solch engagierten Team arbeiten. Nach europäischem Modell haben wir Fort-bildungs- und Talentprogramme eingeführt und begleiten den Karriereweg unserer Mitarbeiter im Gesundheitsbereich – früher 15, heute etwa 70 – so, dass wir über 90% von ihnen langfristig binden konnten.
Unsere Dienstleistungen umfassen Lagerung, Logistik und Serialisierung für GDP- wie auch GMP-Aktivitäten. Es gibt in der Region 3000 Spediteure, aber nur fünf sind im Gesundheitswesen aktiv.
Auf welche Regionen wird sich Hellmann zunächst konzentrieren?
In der Luftfracht sehen wir den Mittleren Osten als prioritär an, danach Südasien und Afrika. HOPE unterstützt auch Länder mit geringer Infrastruktur und kann afrikanische Staaten von Abu Dhabi und Dubai aus versorgen.
Wie halten Sie die Kühlkette aufrecht?
Die Flughäfen der VAE sind gut ausgestattet. Wir arbeiten mit verschiedenen Partnern zusammen, um die Kühlkette zu garantieren. Lösungen von 2 bis 8° C sind validiert. Auch Verpackungslösungen, die die Temperatur halten können, werden ein Schlüssel sein.
Wie wird sich das Impfstoffsegment im Laufe des Jahres 2021 entwickeln?
Im Q2/2021 startet das Programm und wird im H2/2021 abheben. Ein wichtiger Treiber wird u.a. Indien als Exporteur von Pharmazeutika sein, das externe Kühl- kapazitäten zur Luft und zur See benötigt. Hellmann hat bereits vor fünf Monaten mit seinem Team weltweit einen validierten End-to-End-Prozess von der Produktionsanlage bis zur Impfstation entwickelt, die Mitarbeiter geschult und die nötigen Vorbereitungen getroffen.