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  • Matthieu Petot (links) kann sich auf die Expertise von Fachleuten wie David Lara stützen. (Fotos: Cargo AI)

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 37847

Die Beschleuniger

Wie die Luftfracht in der Digitalisierung aufholt


Matthieu Petot hat 2019 Cargo AI gegründet. Zusammen mit dem CEO des IT-Diensleisters aus Singapur äussert sich Industrieveteran David Lara, der kürzlich den Beirat des ambitionierten Unternehmens komplettiert hat (vgl. ITJ Daily, 31/08), zu Zäsuren in der Branche.

Herr Lara, nach 48 Jahren in der Branche, die letzten 20 bei Ceva Logistics, sind Sie im Oktober letzten Jahres in den Ruhestand getreten. Wie hat Cargo AI es geschafft, Sie zur Rückkehr zu bewegen?

David Lara: Die Gespräche mit Matt machten grossen Eindruck auf mich, besonders die Vision und Strategie von Cargo AI, End-to-End-Lösungen in der einfachsten Form anzubieten. Dieses Thema liegt mir am Herzen, und ich habe das Gefühl, Matt und Cargo AI haben den richtigen Ansatz, das richtige Team und die richtigen Tools, um das zu erreichen.

Laut Medieninformation teilen Sie die Werte von Cargo AI – welche sind dies?

DL: Wir gehen beide mit der Bereitschaft, vom anderen zu lernen und gemeinsam etwas zu schaffen, an das Geschäft heran. Cargo AI ist ganz auf den Menschen ausgerichtet und fokussiert auf die User-Experience. Es ist nicht nur eine einfache E-Booking-Plattform, sondern will zusätzlichen Mehrwert für die Kunden erzielen. Antriebskraft ist der Wille, zu kreieren und zu innovieren, indem man der Luftfracht-Gemeinschaft pragmatische, offene und einfache Lösungen bereitstellt.

Herr Petot, was bedeutet es für Cargo AI, so prominente Mitglieder wie David Lara in dem neu gegründeten Beirat zu haben?

Matthieu Petot: Solche Fachleute an Bord zu haben, ist von riesiger Bedeutung. Es liefert unserem Team von Technologie- und Luftfrachtexperten weiteres Know-how und spiegelt den Wunsch der Branche wider, Fortschritte zu machen und Technologien rascher einzuführen.

Wie können diese «Mentoren» das Start­up konkret voranbringen?

MP: Über die regelmässige Geschäftsbesprechung hinaus stehen die Mitglieder des Beirats in ständigem Austausch mit der operativen Führung. Wir unterbreiten ihnen immer wieder unsere Ideen und überprüfen gemeinsam unsere Produkt-Roadmap. Die Vielfalt des Beirats bewahrt uns davor, Einheitslösungen zu entwickeln.


Herr Lara, was können Sie persönlich aus Ihrer breiten Erfahrung bei Spediteuren und Fluglinien in Cargo AI einbringen?

DL: Letztlich geht es darum, was das Team mit seiner Vielfalt beitragen kann. Ich selbst habe ein Verständnis für die Bedürfnisse von Spediteuren und Fluglinien – und manchmal auch für ihre Frustrationen. Cargo AI hat mit der digitalen Lösung ein wirklich nahtloses und durchgängiges Wertversprechen, das es ermöglicht, Verschwendung zu vermeiden, Kosten zu senken und die Effizienz zu verbessern. Das suchen die Stakeholder.

Cargo AI hat im August den ersten «Tech Summer» durchgeführt. Was ist Ihre Meinung zu solchen (virtuellen) Events?

DL: Covid-19 hat Begegnungen und Interaktionen eine neue Dimension eröffnet. In den letzten 18 bis 24 Monaten haben sich die Leute damit viel wohler gefühlt, und ich glaube, dass Online-Tools heute in der Tat einfacher viel mehr Menschen erreichen als früher. Dennoch bleibe ich ein grosser Befürworter von echten persönlichen Treffen, wenn es darum geht, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen?

Also sehen Sie immer noch einen Sinn in Veranstaltungen wie dem Iata World Cargo Symposium im Oktober in... Dublin?

DL: E-Meetings werden die Notwendigkeit eines persönlichen Treffens niemals ersetzen. Die Pandemie ist aber noch lange nicht vorbei, daher ist die Teilnahme eine persönliche Entscheidung.

Herr Petot, Ihr Fazit des Tech Summers?

MP: Los ging es mit der einfachen Hoffnung, eine Technologie-Plattform für Luftfrächter zu schaffen, nicht für Geeks. Das Feedback ist positiv, und wir bleibem unserem agilen Mindset treu: experimentieren, Schlüsse ziehen, wieder antreten.

Wo sehen Sie die grössten Hürden für die Digitalisierung der Luftfrachtkette?

MP: Sämtliche Stakeholder der Branche dazu zu bringen, über die Idee der Punkt-zu-Punkt-Konnektivität hinauszugehen, bleibt herausfordernd. Aber auch wenn die meisten grossen Fluglinien inzwischen eine API-Strategie haben, wird es noch dauern, bis alle Akteure dort sind, einschliesslich regionale Carrier oder GSAs. Weil auch diese ihr Produkt auf moderne und effiziente Weise vertreiben müssen, haben wir eine Schnittstelle entwickelt, die es Flug­linien jedes technischen Levels ermöglicht, ihre Produkte mit oder ohne APIs auf unserem Marktplatz zu vertreiben.

Welche Glieder der Supply Chain sind weiter mit der Digitalisierung als andere?

MP: See- und Strassentransport haben gut fünf bis zehn Jahre Vorsprung. Doch Luftfracht holt rasch auf, v.a. im Buchungs- und Distributionssegment, und auch auf operativer Seite sehen wir viele Initiativen.

DL: Der Rückstand der Luftfracht liegt auch daran, dass ihre Zeitkomprimierung viel höher ist, daher sind ihre Einschränkungen komplexer. Trotzdem holt die Luftfracht viel schneller als erwartet auf.

Welchen Anteil an der Beschleunigung der Digitalisierung hat die Pandemie?

MP: Die sich verändernden Konsumtrends werden sich positiv auswirken. Luftfracht-Endnutzer fordern jetzt mehr ausgearbeitete digitale Erlebnisse in ihrem Privatleben. Das wird kurzfristig zur Einführung gut konzipierter und wertschöpfender technischer Lösungen führen.

 

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