Technologie ist Trumpf
Die Coronakrise hat die Nachfrage nach Impfstoffen gesteigert. Auch Flughäfen in Indien, einem der führenden Pharma-Produktionsländer, modernisieren ihre Infrastruktur. Mit dem Frachtverantwortlichen eines ambitionierten Players sprach ITJ-Korrespondent Manik Mehta.
Der Kempegowda International Airport (Kiab), wie der Flughafen von Bengaluru (Iata: BLR) offiziell heisst, bekommt ein «neues Gesicht», das in der Modernisierung und Expansion der bestehenden Einrichtungen und Anlagen sichtbar ist.
Nach Angaben der Betreibergesellschaft Bial hat sich der strategisch zu den wichtigsten südindischen Produktionsgebieten liegende Flughafen im Bundesstaat Karnataka zu einem regionalen Luftfahrtdrehkreuz entwickelt. Dies werde auch zu einem starken Wachstum des Luftfrachtverkehrs führen, sagt Satyaki Raghunath, der bei Bial für Strategie und Entwicklung verantwortlich ist, gegenüber dem ITJ.
Ein Fracht-Drehkreuz für Südindien
Zu dem Ausbau des Standortes auf einem Gelände von 1600 ha gehören eine zweite parallele, aber von der ersten unabhängigen Start- und Landebahn, ein zweiter Passagier- und ein neuer Frachtterminal. Dass die zwei grossen Frachthandlingdienstleister Air India Sats und Menzies Aviation Bobba Bangalore bereits hier aktiv sind, fördert das Selbstverständnis des Flughafens als Cargo-Hub Südindiens und nach Mumbai und Delhi die Nummer 3 im ganzen Land.
«Unsere gegenwärtige Frachtkapazität beträgt 720 000 t pro Jahr, kann aber langfristig auf 850 000 t erhöht werden. Unser Ziel ist es, die Infrastruktur so auszubauen, damit wir in den nächsten Jahren eine Kapazität von 1 Mio. t erreichen können», erklärt Raghunath.
Der indischen Konkurrenz voraus
Im Gegensatz zu vielen anderen indischen Flughäfen, deren Wettbewerbsfähigkeit in der Vergangenheit unter veralteten und ungenügenden Infrastrukturen litt, haben die Planer von Bial den dringenden Modernisierungs- und Expansionbedarf angesichts des wachsenden Frachtverkehrs erkannt und umgesetzt.
Heute gehören die vier Frachtterminals des Flughafen in Indiens Silicon Valley – neben den beiden oben genannten noch Aisats Coolport und Blue Dart Express Cargo Terminal (Abb.) – zu jenen mit dem höchsten Automatisierungsgrad aller indischen Flughäfen und sind gespickt mit Systemen, die zur effizienten Abfertigung sämtlicher Gütergruppen benötigt werden.
Nicht genug: Neben einem 930 m2 grossen Zolllager beherbergt BLR den ersten Expressterminal im Land, hat als erster die e-Freight-Zertifizierung der Iata erhalten und ist der bisher einzige in Indien, der den Isago-Vorschriften entspricht. «Darüber hinaus betreibt der Flughafen ein Labor für Arzneimittelkontrolle und eine Tierquarantänestation», wie Raghunath hinzufügt.
Laut dem Manager unterhält BLR Luftfrachtverbindungen zu 70 inländischen und 20 internationalen Zielen. Der Exportverkehr besteht zumeist aus frischen und verderblichen Agrargütern, pharmazeutischen Produkten und Textilien, während die Importe aus Elektronik, Schwermaschinen und Autozubehör bestehen. Die wichtigsten Exportziele sind die arabischen Länder, Europa und Nordamerika; die Importsendungen stammen grösstenteils aus Asien, Europa und dem Mittleren Osten.
Wege zur Effizienzsteigerung
Bei gut 30 Frachtbewegungen täglich (Maindeck und Belly) wurde die Erweiterung der Kapazitäten eine dringliche Angelegenheit. Die abgefertigte Gütermenge hat sich seit dem Eröffnungsjahr 2008 bis 2018 mit 387 000 t nahezu verdreifacht. «Deshalb arbeitet Bial kontinuierlich an der Erhöhung seiner Betriebseffizienz durch die neueste Infrastruktur, die neueste Technologie und einen zuverlässigen Service für die Kunden», so Raghunath.
Mit dem kürzlich gebauten Zolllager, das Mehrwertdienste wie Etikettierung, Verpackung und Wiederverpackung ermöglicht, und dem Expressterminal sollen Güterströme aus ganz Südindien angezogen werden. Mit der Digitalplattform Airport Cargo Community System werden Informationsprozesse vereinfacht.
Andere Initiativen zur Ladungssteigerung umfassen einen 2 ha grossen Lkw-Parkplatz und die Anbindung an das RFS-Einzugsgebiets namens «LoginConnect». Dieses leitet Kiab offene und unter Zollverschluss eingelagerte Sendungen aus ganz Südindien zu.