Schwarmwissen spart Energie
Gemeinsam und höher weiter kommen.
Alle Bemühungen um das Fliegen mit weniger Emissionen hin oder her: Nachhaltiger ist Transport erst mit jener Energie, die er gar nicht verbraucht. Während in Glasgow die Klimakonferenz tagte, kamen zwei Ideen dazu auf den Tisch, die so einfach wie genial sind.
Im Rahmen des Projekts «Fello’fly» (vgl. ITJ Daily, 21/09/20) hat Airbus am 9. November 2021 erstmals einen Langstrecken-Formationsflug im allgemeinen Flugverkehr des kontrollierten transatlantischen Luftraums demonstriert. Dabei flogen zwei A350 mit 3 km Abstand von Toulouse nach Montréal.
Die von den Europäern entwickelten Flugsteuerungssysteme ermöglichten es, das folgende Flugzeug sicher im Windschatten-Aufwind des vorausfliegenden zu platzieren. So wurde die nötige Schubleistung der hinteren Maschine (und damit ihr Treibstoffverbrauch) verringert. Ähnliches lässt sich bei grossen Zugvögeln wie Gänsen beobachten, die gemeinsam in einer V-Formation fliegen. Bei den Grossraumflugzeugen konnten auf diese Weise 6 t CO2 eingespart werden. Das bestätigt, dass auf Langstreckenflügen Treibstoffeinsparungen von mehr als 5% möglich sind.
Sabine Klauke, Chief Technical Officer bei Airbus, erklärte: «Dieser Demonstrationsflug ist ein konkretes Beispiel für unser Engagement, unsere Dekarbonisierungsziele in die Tat umzusetzen. Er zeigt auch, dass die branchenweite Zusammenarbeit für die Umsetzung dieser Ziele von zentraler Bedeutung ist. Für dieses Projekt konnten wir seitens unserer Partner-Airlines und Luftverkehrsmanagementakteure auf viel Unterstützung zählen.»
«Biene» an Bord
Piloten der Airbus-Partner-Airlines Frenchbee und SAS Scandinavian Airlines durften dem Flug als Beobachter an Bord beiwohnen. Ermöglicht wurde er von Airbus, seinen Luftverkehrsmanagementpartnern und Flugsicherungsorganisationen (DSNA, Nats, NAV Canada, Eurocontrol und IAA) mit der Unterstützung der französischen Luftfahrtbehörde DGAC. Gemeinsam haben sie gezeigt, dass der Einsatz von Flugtechnologie zur Energie-Rückgewinnung im Windschatten von Flugzeugen bei einem «Fello’fly»-Flug nicht auf Kosten der Sicherheit geht. Im nächsten Schritt wird die Unterstützung der Behörden für die Zertifizierung des neuen Betriebskonzepts angesteuert.
Ebenfalls am 9. November hat Eurocontrol selbst eine weitere Beobachtung mit Zukunftspotenzial veröffentlicht. Ausgehend von bis in die 1990er-Jahre reichenden Daten wurde nämlich festgestellt, dass Flugzeuge dank Fortschritten in der Technologie und im Luftraummanagement, insbesondere über dem Nordatlantik, in ihren Flugplänen immer häufiger höhere Flughöhen verlangen. Dort wird signifikant weniger Treibstoff verbraucht.
Neue Flugebenen über 35 000 Fuss Höhe könnten, so Eurocontrol, zu jährlichen Treibstoffeinsparungen von über 300 000 t führen, was Einsparungen von fast 1 Mio. t CO2 im gleichen Zeitraum entspricht. Grössere Kapazitäten in den Höhen könnten demnach dazu beitragen, die Umweltauswirkungen des Luftverkehrs zu verringern, indem sie Nutzern des Luftraums und Flugsicherungsorganisationen mehr Flexibilität bieten.