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  • Thomas Kraus sieht einen Paradigmenwechsel bei den Verladern.

10.07.2019 Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 28269

«Struktur folgt der Strategie»

Die im Mai 2018 eingeführte neue Regionalstruktur von Geodis hat ein Jahr im Markt hinter sich. Thomas Kraus, CEO Nord- und Zentraleuropa, erläuterte Christian Doepgen auf der transport logistic in München die aktuellen Erfahrungen, Trends und Aussichten.


 

Herr Kraus, wie fügt sich Geodis’ neue Regionalstruktur in die Strategie ein?

Es geht darum, die bessere Orientierung aufs Kerngeschäft zu komplettieren: Zum Fachwissen der Bereiche und der Kundenbetreuung in den vertikalen Bereichen kommt nun die regionale Struktur hinzu. Wir wollen Wachstumspartner unserer Kunden sein.

 

 

Wie wirkte sich diese Aufteilung aus?

Alle Regionen – Amerika, Asien-Pazifik und Nord-/Zentraleuropa, das ich betreue – sind 2018 gewachsen. Frankreich, als Heimatbasis eine eigene Einheit, hat im Geschäftsaufkommen mit 39% keine dominante Stellung mehr, da die drei anderen Regionen stetig zulegen.

 

 

Wo liegt der konkrete Kundennutzen?

Es geht darum, Komplexität zu reduzieren, die Struktur folgt dieser Strategie. Wertschöpfung wird für die Kunden zunehmend wichtiger als reine Kosten-effekte. Einen Beitrag leisten die «Control Tower», die stetige Transparenz über die Warenflüsse schaffen. Es gibt über das «managed inventory» hinaus aber weitere Outsourcing-Trends.

 

 

Um welche Dienstleistungen geht es?

Je nach Branche fällt das vielfältig aus. Im Textilsegment z.B. übernehmen wir seit einiger Zeit Teile des Veredlungsprozesses wie Labelling, Stitching, Fixing usw. Hier werden wir auch in die Produktionsanlagen mit eingebunden.

 

 

Welche Trends gibt es bei den Verladern?

Der Zug zum Near-Shoring ist ungebrochen, was auch die Verlagerung von Produktion mit einschliesst. Die Geschwindigkeit der Herstellung und der Produktionszyklen einschliesslich Veredlung nehmen stetig zu. Schliesslich wird es für Kunden immer wichtiger, ihr Produkt vom Wettbewerb zu differenzieren, was auch die Logistik komplexer macht.

 

 

Was bedeutet das für einzelne Branchen?

Im Einzelhandel steht z.B. die Zuver-lässigkeit im fixen Zeitfenster an erster Stelle. Dagegen bleibt bei FMCG die Wettbewerbsintensität so hoch, ein schneller Markteintritt ist entscheidend. Das wirkt sich auch auf die Verträge aus, die oft Bonus-Malus-Systeme enthalten.

 

 

Wie sieht’s in Märkten Ihrer Region aus?

Wir legen eine Priorität auf den deutschen Markt, der allein 800 mittelständische Weltmarktführer aufweist, die echten Bedarf an Logistikpartnern haben. Unsere Angebote, diese Produkte in die Weltmärkte zu bringen, kommen gut an.  

 

 

Benelux liegt vor Ihrer Haustür...

Es handelt sich um robuste Akteure. Die gut funktionierenden Warenströme, die von Asien über die Niederlande und Belgien nach Europa kommen, haben sich unserer Beobachtung nach im Rahmen der Brexit-Debatte noch verstärkt.

 

 

Und Skandinavien?

In den nordischen Ländern steht die Wiege von Wilson, so dass wir u.a. mit 25% Marktanteil in Schweden als Marktführer agieren können. Wir bauen die Kontraktlogistik aus und profitieren vom Exportaufschwung, den die schwache Währung beflügelt hat.

 

 

In Zentraleuropa stimmt das Wachstum.

Im gesamten zentral- und osteuropäischen Raum haben wir im letzten Jahr um 9% zugelegt! Für Polen als grösstem Land Zentraleuropas können wir uns auch Zukäufe vorstellen, um die Entwicklung zu beschleunigen. Rumänien und Ungarn wachsen stark, da westeuropäische Unternehmen ihre Produktion in dieser Region forcieren.

 


Denken Sie an weitere Akquisitionen?

Wir können uns vorstellen, in Deutschland und den Niederlanden gut eingeführte Unternehmen zuzukaufen, denn wir wollen 2020 stärker wachsen.

 

 

Sie sitzen im Vorstand des Gesamtkonzerns Geodis. Welche Ziele setzt sich die gesamte Gruppe für 2021/2022?

In Amerika und Asien wollen wir die Aktivitäten in der Kontraktlogistik und der Spedition ausbauen. Die Präsenz der einheitlichen Marke soll ebenso wachsen wie die Marktanteile, um tiefer in die Wertschöpfungskette der Kunden einzusteigen. Frei nach meinem persönlichen Motto: «Mehr!»