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  • Sergio Crespi

16.04.2019 Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 27363

Bologna, «die Schnelle»

«Die Gelehrte» (wegen ihrer altehrwürdigen Universität), «die Fette» (wegen ihrer reichhaltigen Küche), «die Rote» (wegen ihrer Backsteinbauten – oder ihrer politischen Orientierung) – die Hauptstadt der Emilia-Romagna führt bereits viele Beinamen. Einen weiteren könnte die Logistik beisteuern. Darüber gab Sergio Crespi, Managing Director des Interporto Bologna, dem ITJ Auskunft.


 

 

Das Güterverkehrszentrum Interporto Bologna wurde 1971 gegründet und ist heute eine der grössten Logistikinfrastrukturen in ganz Europa. «Auf einer Fläche von 410 ha sind hier 120 Gesellschaften tätig, die letztes Jahr 1,196 Mio. t Güter per Bahn und 12,738 Mio. t per Lkw abgewickelt haben», fasst Sergio Crespi zusammen. Er selbst steht seit November 2015 als Managing Director des als PPP betriebenen Unternehmens einem Mitarbeiterstab von 26 Personen vor.

 

Diese haben immer mehr zu tun: «2018 haben 1,629 Mio. Lkw unsere Tore passiert, 7,3% mehr als im Vorjahr», präzisiert Crespi. Bei der Anzahl der Züge gab es zwar einen Rückgang um 3,6% auf 2737, doch neue Entwicklungen seit vergangenen Herbst sorgen für eine Umkehrung der Tendenz. In den ersten beiden Monaten des neuen Jahres ist man auf den Gleisen (+10,1% auf 456 Züge) noch stärker unterwegs als auf den Reifen (+6,8% auf 275 475 Lkw). Wie die Entwicklung weitergehe, lasse sich schwer beziffern, hält sich Crespi zurück, versichert aber: «Wir arbeiten daran, den Bahnverkehr zu erhöhen.» Traditionelle Güterbahnverbindungen bestehen heute mit Catania und Tarvisio (je dreimal pro Woche) sowie Marcianise und Padua (je einmal).

 

 

Intermodale Priorität

Da sich der Interporto Bologna in der Emilia-Romagna, einer der am stärksten industrialisierten Regionen Italiens, und an drei TEN-T-Korridoren (1: Ostsee – Adria, 3: Mittelmeer, 5: Helsinki – La Valletta) befindet, setzt man v.a. auf neue Intermodalverbindungen mit mehreren europäischen Zielen. Regelmässige RoLa-Dienste gibt es bereits innerhalb Italien mit La Spezia, Busto Arsizio, Nola, Bari, Livorno sowie mit Zeebrügge in Belgien.

 

Darüber hinaus ist der Interporto Bologna seit November Endpunkt einer weltweit einzigartigen Hochgeschwindigkeitsstrecke für Güter (vgl. ITJ 47-48/2018, Italien-Beilage S. 15). «Merc­italia Fast» braucht fünfmal wöchentlich nur 3,5 Stunden bis nach Marcianise bei Neapel – dreimal weniger wie herkömmliche Güterzüge. Dazu ist er ausgesprochen pünktlich. Crespi: «Da Rollcontainer, auch isotherme, eingesetzt werden, richtet sich der Service auf Express- und andere zeitsensible Unternehmen, sowie Firmen, die leichte und kleinere Produkte mit grossem Mehrwert herstellen, wie in der Mode- oder Pharma-Industrie.»

 

 

Wohin die Reise geht

Crespi geht davon aus, dass der neuartige Dienst innerhalb von drei Jahren Höchstleistungen erbringen wird. Für 2021 ist auch die vollständige Belegung nach dem bisher gültigen Plan des Interportos vorgesehen. «Da es weiteren Landbedarf für den Bau von Lagern gibt, sind wir dabei, die Infrastruktur um einen vierten Expansionsbereich zu erweitern», blickt Crespi voraus.

 

Das ITJ wird beobachten, wie der Interporto Bologna dann auch in neue interkontinentale Konzepte (vgl. S. 5) passen könnte.  

 

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