Eingespielte Abläufe
Vor zwei Jahren hat Swiss World Cargo ihre Führungsstruktur umgebaut (vgl. ITJ 17-18/2017, S. 6). Wie gut die neue Organisation funktioniert, erfuhr ITJ-Luftfrachtredaktor Andreas Haug von Christian Wyss, der für den operationellen Teil des Geschäfts zuständig ist. Der Kenner der Schweizer Luftfahrt begann 1992 mit einer Luftverkehrslehre bei Swissair und wirkt seit 2002 im Frachtbereich ihrer Nachfolgerin.
Herr Wyss, wie hat sich Swiss World Cargo in den letzten Jahren entwickelt?
Wir haben zuletzt ein grösseres organisches Wachstum verzeichnet, weil Swiss zehn ihrer 15 A340 mit B777 ersetzt hat, die über 25% mehr Frachtkapazität verfügt. Diese überproportionale Steigerung haben wir ganz gut gemeistert, auch wenn wir als Frachtabteilung nicht nur die für uns besonders interessanten Destinationen wie Hongkong, Bangkok oder die US-Westküste mit diesem Flugzeugtyp bedienen. Zuletzt konnten wir ihn auch in Brasilien ganz gut absetzen.
Wie bewegt sich das Swiss-Netz sonst?
Zwei zusätzliche Triple Seven sind bestellt, die aber nicht als Ersatz hinzukommen, sondern die Flotte vergrössern. Da freuen wir uns, nächstes Jahr eine neue Destination anfliegen zu können, das ist ja auch schon wieder eine Weile her.
Was wären Wunschziele für Sie?
Asien ist für uns ein primärer Fokus. Wo genau die Reise hinführt, spielt dann nicht die ganz grosse Rolle und wird wohl in wenigen Wochen kommuniziert.
Wie ist die aktuelle Marktsituation – und welche Aussichten sehen Sie für 2019?
2018 war ein ausserordentlich tolles Jahr. Ich werde nicht müde, dies auch intern zu wiederholen, denn es rückt das nun schwächere Folgejahr wieder etwas in seinen natürlichen Zusammenhang. Der Jahresbeginn war aus verschiedenen Gründen holprig, liess aber Hoffnung. Wegen der Entwicklung in den letzten zwei Monaten bin ich jetzt aber auch etwas zurückhaltender geworden. Die Hoffnung stirbt zwar zuletzt, aber gewisse Märkte sind einfach rückläufig.
Was macht Ihnen besonders Hoffnung?
Der Spezialfrachtmarkt ist immer noch recht gut unterwegs. Und das ist ja eigentlich das Segment, auf das wir uns fokussieren. Deshalb sind wir auch immer in der Lage, überdurchschnittlich auf dem Markt abzuschneiden. Wir sind nicht gerade immun, aber doch robust genug, die stärksten Einschläge zu parieren.
«Immun» ist ein gutes Stichwort: Wie läuft es speziell in der Pharmalogistik?
Sehr gut. Der Zertifizierungsprozess unserer gesamten Organisation nach Iata CEIV Pharma war 2018 Anlass, sämtliche internen Abläufe auf ihre Nachhaltigkeit hin zu überprüfen. Gleichzeitig versuchen wir mit unseren Partnern, das Netzwerk auszubauen. Letzter Punkt war hier im März 2019 die GDP-Zertifizierung unseres Lagers mit WFS auf New York-JFK.
Worin besteht Ihre eigene Rolle darin?
Bei der internen Verbesserung unseres Produktangebotes muss ich als Betriebsverantwortlicher bei der Zuteilung der Ressourcen auch immer sicherstellen, dass das Tagesgeschäft läuft. Aber dank unserer agilen Organisation gelingt es uns ganz gut, die Kundennähe zu wahren und auf Sonderwünsche einzugehen. Das ist auch das Feedback, das wir erhalten. Das Qualitätsmerkmal steht für uns ganz oben – in einer anderen Fluglinie würde ich wohl «Head of Operations» heissen.
Welchen Ansatz verfolgen Sie im Bereich der Digitalisierung?
Die Digitalisierung unserer Systeme ist unsere grösste Investition und Aufgabe. Da wir uns in einem sehr fragementieren Markt bewegen, müssen wir einen Spagat vollführen und auf verschiedenste technische Anforderungen reagieren – von der Schreibmaschine bis zur Blockchain.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit innerhalb der Lufthansa-Gruppe?
Als erstes Grossprojekt arbeiten wir mit Lufthansa Cargo an einem gemeinsamen CRM, das auf spezifische Kundenwünsche eingeht. Grundsätzlich bleiben wir mit zwei eigentständigen Marken auf dem Markt, an deren jeweiligen Mehrwert wir ganz klar glauben.