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  • CO2-Ausstosses einzelner Verkehrsträger (siehe Text).

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 35297

Die Kleinen entscheiden

Bis 2050 möchte die EU die CO2-Emissionen im Transportsektor um 90% senken. Da der Schwerlastverkehr allein für ein Fünftel dieser Emissionen verantwortlich ist, liegt ein Schlüssel zum Erreichen dieses Zieles auf der Strasse. Eine Studie wird jetzt noch deutlicher.




Kleine Betreiber machen 99% der Unternehmen im europäischen Strassengüterverkehr aus. Sie spielen daher eine Schlüsselrolle bei der – von Regierungen, Verladern und Logistikdienstleistern – als notwendig erachteten Verringerung von CO2-Emissionen. Doch sie sind gefordert, ihren Einsatz für eine grüne Lieferkette zu verstärken. Das zeigt eine Studie, die jetzt vom Smart Freight Centre (SFC) aus Amsterdam und dem Center for Sustainable Logistics and Supply Chains (CSLS) der Hamburger Kühne Logistics University vorliegt. Als eine der ersten, die sich mit dem Dekarbonisierungspotenzial von KMU-Spediteuren in Europa beschäftigt, basiert sie auf anonymisierten Daten von über 800 Spediteuren in 32 europäischen Ländern, die von der international tätigen Logistik­plattform Transporeon zur Verfügung gestellt wurden.

 


Bedeutung anerkannt
Der Studie zufolge ist sich die überwiegende Mehrheit der Spediteure der Wichtigkeit der Dekarbonisierung des Strassengüterverkehrs bewusst. Jedoch sind Firmen mit grösseren Flotten besser aufgestellt, konkrete Schritte zur Senkung der transportbedingten CO2-Emissionen zu gehen. Dagegen sehen die meisten der Spediteure mit weniger als 20 Fahrzeugen bzw. unter 50 Mitarbeitern derzeit nur einen geringen oder gar keinen geschäftlichen Vorteil in der Dekarbonisierung.
Hürden für die Transportunternehmen sind laut der Studie neben den damit verbundenen Kosten die Unsicherheit über die Kundennachfrage sowie über Massnahmen zur Emissionsreduzierung und neue Energietechnologien. So fehlen 43% der Spediteure grundlegende Fähigkeiten, ihre CO2-Emissionen zu berechnen. Auch operative und technische Massnahmen zur Kraftstoffeinsparung werden oft nicht durchgeführt oder sind nicht ausreichend bekannt. Dies stellt ein grosses noch unausgeschöpftes Einsparpotenzial dar – sowohl bei den Ausgaben der Spediteure als auch ihren CO2-Emissionen.

 


Blick in die Zukunft

Bis 2050 wird mit einer Zunahme des europäischen Strassengüterverkehrs um fast 50% gerechnet. Daher sind Unterstützungsmassnahmen und Anreize von einer Reihe von Stakeholdern in der Branche unabdingbar. «Mehr als eine halbe Million kleiner Spediteure muss ermutigt werden, auf emissionsarme Lkw umzusteigen und bis dahin ihre Dieselfahrzeuge energieeffizienter zu betreiben», bringt es Prof. Alan McKinnon vom CSLS und Mitautor der Studie, auf den Punkt.


Für Eszter Toth-Weedon, Senior Partnership Manager am SFC, steht der Austausch an erster Stelle: «Strassen­güter­verkehrsunternehmen, insbesondere KMU, benötigen die Unterstützung von ihren Kunden, Fahrzeugherstellern und politischen Entscheidungsträgern, um eine zeitnahe und effiziente Dekarbonisierung zu gewährleisten.» 

 


Grafik: Die Entwicklung des CO2-Ausstosses einzelner Verkehrsträger – ohne, mit bisher vereinbarten und weiter verstärkten Massnahmen.