Arge Kratzer, aber keine Wunden
Die Covid-19-Krise macht sich auch in den Quartalszahlen der grossen Logistiker bemerkbar, wenn auch noch nicht so stark. Während in Nordamerika eine gewisse Zuversicht herrscht, schnüren die Dänen von DSV bereits ein Sparpaket.
In den letzten Wochen publizierten zahlreiche Logistikunternehmen ihre Finanzkennzahlen zum ersten Quartal. Während Logistiker mit einem lokalen Tätigkeitsgebiet die Auswirkungen der Covid-19-Krise erst ab März spürten, waren die grossen Player bereits von den massiven Auswirkungen in China zum Jahresbeginn tangiert. Diese schlagen sich nun auch in den Quartalszahlen nieder, wie eine Analyse von zwei europäischen und zwei US-amerikanischen Anbietern zeigt.
Gefüllte Kasse bei XPO Logistics
XPO Logistics verzeichnete in den ersten drei Monaten einen Umsatz von 3,86 Mrd. USD, im 2019 waren es noch 4,12 Mrd. USD. Ebitda und Nettogewinn waren ebenfalls deutlich rückläufig. Bradley Jacobs, Vorsitzender und CEO von XPO Logistics, sagt: «Bis Mitte März waren wir nicht schlecht unterwegs, danach wurden wir in unseren Endmärkten hart von der Covid-19-Pandemie getroffen.» Jacobs betont allerdings auch, dass sein Unternehmen gut aufgestellt sei, um die Krise zu überstehen. XPO Logistics verfüge über
2,5 Mrd. USD liquide Mittel und ein funktionierendes Geschäftsmodell. Die vielen automatisierten Lager und die Kapazitäten für das Wachstum im E-Commerce seien wichtige Pfeiler, um XPO wieder auf Kurs zu bringen, so der CEO.
Tatsächlich ist der Logistiker aus Connecticut schuldenfrei und finanziell gesund. Die Logistikdivision, die etwa 40% zum Gesamtumsatz beiträgt, reduzierte allerdings in diesem Quartal verschiedene margenschwache Geschäfte.
DSV lanciert Sparprogramm
Aufgrund der Übernahme von Panalpina lassen die Zahlen von DSV kaum Rückschlüsse auf den Geschäftsgang im ersten Quartal zu. Jens Andersen, CEO von DSV, teilte mit, dass die Integration von Panalpina in den dänischen Logistikkonzern weiter fortgesetzt werde. «Die Pandemie hat unsere Märkte schwer getroffen, aber insgesamt haben wir ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt.» Allerdings schätzt DSV, dass das Ebit von 1,5 Mrd. DKK (201 Mio. EUR) ohne Pandemie 250 Mio. DKK (33,5 Mio. EUR) höher gewesen wäre. Das Unternehmen reagiert, indem sein Aktienrückkaufprogramm ausgesetzt wird. Zudem startete ein Sparprogramm im Umfang von 1,4 Mrd. DKK (187,6 Mio. EUR).
Etwas weniger stark scheint bisher C.H. Robinson getroffen zu sein. Der Gesamtumsatz stieg sogar leicht um 1,4% auf 3,8 Mrd. USD, was C.H. Robinson mit einem höheren Lkw-Volumen begründet.
Beim Nettoumsatz hingegen gab es einen Rückgang von 16,3% und der Nettogewinn halbierte sich sogar auf 78,1 Mio. USD. Trotzdem zeigt sich CEO Bob Biesterfeld zuversichtlich: «Wir haben eine starke Bilanz und das erste Quartal mit einer Liquidität von 1,2 Mrd. USD beendet. Deshalb sind wir gut positioniert, um die wirtschaftliche Unsicherheit der nächsten Monate zu überstehen.»
Alle Divisionen verlieren Umsatz
Auch bei Kühne + Nagel hinterliess die Pandemie im ersten Quartal schwere Spuren. Der Nettoumsatz sank um 6,2% auf 4,9 Mrd. CHF und der Reingewinn um 23,2% auf 139 Mio. CHF. «Die Coronavirus-Pandemie ist eine immense globale Herausforderung, auch für Kühne + Nagel», sagt CEO Detlef Trefzger. Obwohl alle Divisionen Umsatzverluste hinnehmen mussten, gab es auch Lichtblicke. Das Schweizer Unternehmen konnte verschiedene Spezialgeschäfte abwickeln und hat bei Pharmatransporten und der Grundversorgung das Niveau gehalten. Die E-Commerce-Sendungen haben sich sogar verdoppelt, was beim Gesamtergebnis aber nur wenig tröstet.