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  • Infrastrukturminister Claver Gatete.

Von: Marco Wölfli


Artikel Nummer: 28878

Ruandas beschwerlicher Weg

An der ostafrikanischen Logistik-Konferenz sprach Claver Gatete, der Infrastrukturminister von Ruanda, über die Bedingungen für den Güterverkehr in seinem Land. Fazit: Es hat sich viel getan, doch es bleibt noch viel zu tun.


 

Als kleines Binnenland im Herzen Afrikas ist Ruanda in vielen Lebens- und Wirtschaftsbereichen auf seine (grossen) Nachbarn angewiesen. Dies trifft insbesondere auf die Energieversorgung und die Gütertransporte zu. Da war es passend, dass Ende August die dritte Global Logistics Convention des Ostafrikanischen Spediteurverbandes in der ruandischen Hauptstadt Kigali über die Bühne ging.

 

 

Transportkosten sind immer noch hoch

Ruandas Infrastrukturminister Claver Gatete nutzte diese Gelegenheit, um aufzuzeigen, in welchen Bereichen sein Land in den letzten Jahren Fortschritte erzielt hat und in welchen Bereichen es noch hapert. Gatete hob hervor, dass Ruanda die Geschäftsabwicklung bereits stark vereinfacht habe, dennoch seien die Transportkosten mit 30-40% der Gesamtkosten von Waren immer noch viel zu hoch. Als Gründe benannte der Minister die ungenügende Infrastruktur und inkohärente Zollverfahren. In den letzten Jahren hat Ruanda mit anderen Staaten eine Reihe von Handelserleichterungen umgesetzt. Dazu gehört auch die Einführung eines Single Window-Systems, das eine schnellere Freigabe von Importen und Exporten ermöglicht. Zudem können Effizienz und Transparenz bei der Erhebung von Abgaben verbessert werden.

 

 

Grosse Seehäfen rücken näher

Aussenstehende beurteilen die Situation hingegen etwas kritischer. Gemäss dem Overseas Development Institute belaufen sich die Nichttarifären Handelshemmnisse in Ostafrika auf 3 bis 16%. Minister Gatete betonte allerdings in seiner Ansprache, dass diese Hemmnisse laufend abnehmen: «Infolge gemeinsamer Anstrengungen sind die meisten Nichttarifären Handelshemmnisse mittlerweile Geschichte.» Für Ruanda, das Land ohne Eisenbahn und Meerzugang, sind die Strassentransportwege in die grossen ostafrikanischen Länder Kenia und Tansania von entscheidender Bedeutung. Vor knapp zehn Jahren dauerte ein Transport von den Häfen Mombasa und Daressalam nach Kigali durchschnittlich 17 Tage. Im letzten Jahr waren es noch drei bis fünf Tage, wobei auch die Transportkosten in diesem Zeitraum um 56% sanken. Grosse Hoffnungen setzen die Logistikakteure der Region in digitale Lösungen. Seit elektronische Ladungsverfolgung zunehmend verbreitet ist, konnten unnötige Stopps auf Regionalstrassen und dabei anfallende Bestechungsgelder massiv reduziert werden.

 

Die Anstrengungen, die Ruanda unternommen hat, um der Transportindustrie bessere Bedingungen zu bieten, hat sich auch im Logistics Performance Index (LPI) der Weltbank niedergeschlagen. Im Jahr 2016 lag Ruanda auf Platz 62 und innerhalb Afrikas an siebter Stelle. In der letztjährigen Ausgabe des LPI klassierte sich das «Land der tausend Hügel» auf Rang 57. Innerhalb des Kontinents waren nur noch Südafrika und die Elfenbeinküste besser platziert.

 

Mittelfristig sind die Chancen intakt, dass Ruanda seine logistischen Bedingungen weiter verbessert – gerade auch, weil die Wirtschaft stark wächst. Aufgrund der geografischen Lage und kleiner Fläche bleibt dem Land aber auch nichts anderes übrig.