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  • Michael Laschet, Cargo Manager Deutschland, Emirates Skycargo

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 33463

«Cash Cow» mit viel Auslauf

Zeiten wie diese hat auch ein erfahrener Luftfrachtspezialist wie Michael Laschet, Cargo Manager Deutschland, Emirates Skycargo, noch nicht erlebt. Bevor er seine jetzige Stelle im Dezember 2015 antrat, war er für South African Airways in Frankfurt, Continental Airlines in den USA und vier Jahre beim emiratischen Konkurrenten Etihad Cargo angestellt. Im Gespräch mit ITJ-Redaktor Andreas Haug erklärt er, wie wichtig Luftfracht jetzt und künftig ist.


 


Herr Laschet, haben Sie nicht genug von der Volatilität des Luftfrachtgeschäfts?

Ganz im Gegenteil! Für mich liegt der Reiz der Luftfracht v.a. in der Flexibilität der Branche sowie in der grossen Vielfalt an unterschiedlichen Frachtgütern die wir befördern dürfen. Im Cargo-Bereich muss man sich dem sich stetig wandelnden Markt kontinuierlich anpassen. Es gibt schlichtweg keinen Stillstand in der Luftfracht, das wird uns gerade derzeit immer wieder aufs Neue bewusst.

 

 

Wie hat sich Ihr Geschäft mengenmässig in den letzten Monaten entwickelt?

Vor der Pandemie wurde ein Grossteil der Luftfracht tatsächlich auch auf Passagierflügen transportiert. Bei Emirates Skycargo zum Beispiel transportierten unsere Vollfrachter etwa 30% unserer Gesamttonnage und flogen jede Woche etwa 40 Ziele an, unsere Passagierflugzeuge flogen über 140 Ziele weltweit an. Aufgrund der reduzierten Kapazitäten liegen wir daher im Volumen, wie andere Fracht-Airlines auch, unter den Vorjahreswerten. Dennoch haben wir eine hohe Auslastung, und die Volumina wachsen seit Monaten wieder schrittweise.

 

 

Wie ist die Situation in Deutschland?

Derzeit fliegen wir zwölfmal pro Woche mit regulären Passagierflügen, auf denen auch Fracht transportiert wird, nach FRA. Hinzu kommen fünf wöchentliche Verbindungen mit Passagierflugzeugen, die als Frachter genutzt werden, sowie fünfmal pro Woche ein reiner Frachterdienst nach Dubai und einmal wöchentlich nach Mexiko-Stadt. Im Oktober erweitern wir diese Verbindungen um drei zusätzliche Frachtflüge via FRA nach Dubai und Mexiko. Nach MUC operieren wir momentan viermal pro Woche reguläre Passagierflüge, auf denen auch Fracht transportiert wird. DUS und HAM bedienen wir jeweils einmal wöchentlich mit einem Passagierfrachter – ohne Passagiere, sondern nur mit Cargo beladen.

 

 

Was beobachten Sie beim Gütermix?

Zu Beginn der Pandemie, als die Frachtkapazität stark eingeschränkt war, mussten wir dem Transport von lebenswichtiger Fracht natürlich Vorrang einräumen. PPE haben wir v.a. im Import befördert. Der Export war währenddessen stark von medizinischen Waren geprägt. Bis auf die Autoindustrie bemerken wir im Export aber mittlerweile wieder ein fast normales Gefüge. Auch im Import sind wir inzwischen wieder an einem Punkt angekommen, an dem seit einigen Wochen weniger PPE befördert werden und der Regelverkehr sukzessive zurückkehrt.

 

 

Wo ist Emirates Skycargo den Herausforderungen besser begegnet als andere?

Nach dem drastischen Verlust der Frachtkapazitäten auf Passagierflügen, hat unsere Zentrale in Dubai sehr schnell reagiert und ein zuverlässiges und sicheres Passagierfrachter-Streckennetz entwickelt. Im April bedienten wir so bereits wieder 50 Destinationen und Anfang Juli 100. Zurzeit bedienen wir wieder ca. 75% unseres vor der Pandemie bestehenden Streckennetzes. Dabei wollten wir kontinuierlich sicherstellen, einen positiven Umsatz aus unseren Operationen zu ziehen – und haben dies auch geschafft.

 

 

Wie hat sich der Stellenwert des Frachtgeschäfts durch Covid-19 verändert?

Bereits vor der Pandemie war die Fracht ein wichtiger Teil der Emirates Group. Dennoch ist ihr Stellenwert auch bei uns noch weiter gestiegen, weil sich Cargo nun zur «Cash Cow» der Luftfahrt entwickelt hat. Ihr zuliebe haben wir zehn B777-300 umgerüstet und die Sitze der Economy Class ausgebaut, um bis zu 15 t Fracht in der Kabine transportieren zu können – ein grosser Vorteil v.a. am asiatischen Markt. Die Krise hat uns in jedem Fall gezeigt, dass die Luftfracht von wesentlicher Bedeutung für die Weltwirtschaft und für die Anbindung vieler Orte weltweit an eine zuverlässige Versorgung mit lebenswichtigen Gütern ist.