Ob prall oder starr – jedenfalls beharrlich
Luftschiffprojekte in Frankreich. Während die britische Varialift Airships ihr vor fünf Jahren in Frankreich gestartetes Luftschiffprojekt aufgeben muss (vgl. ITJ Daily, 16/09/22), scheinen Flying Whales und Voliris Fortschritte zu machen. Ein Blick auf zwei ähnliche und doch unterschiedliche Ansätze.
Wer die Luftschifffahrt wiederbeleben will, benötigt ausser Know-how einen langen Atem – Helium oder Wasserstoff? – und viel Geld. Der Mangel an finanziellen Mitteln und Fachpersonal hat kürzlich Varialift Airships gezwungen, sich aus Châteaudun, 120 km südwestlich von Paris, zurückzuziehen.
Auf einer ehemaligen Luftwaffenbasis hatten die Briten hier vor fünf Jahren günstige Bedingungen erhalten, konnten der lokalen Verwaltung vor Ablauf der eingeräumten Konzession aber keine nennenswerten Fortschritte vorzeigen. Ob das Projekt dann doch noch in der Heimat abhebt, bleibt abzuwarten.
Wale an der Atlantikküste
Die südwestfranzösische Region Nouvelle-Aquitaine auf seiner Seite hat Flying Whales. Das vor zehn Jahren gegründete Unternehmen mit Sitz in Suresnes bei Paris tüftelt an einem 200 m langen Luftschiff, das dereinst in einem 96 x 8 x 7 m grossen Laderaum Fracht mit bis zu 60 t Gewicht aufnehmen soll. Als Standort für die Fertigung von LCA60T wurde vor zwei Jahren die Region an der Atlantikküste gewählt.
Die Gebietskörperschaft hat Mitte Oktober eine Vereinbarung über den rechtlichen und finanziellen Rahmen mit Flying Whales und der Gemeinde Laruscade geschlossen. Auf einem 50 ha grossen Gelände ihrer Gemarkung soll für 80 Mio. EUR das Werk entstehen, in dem 200 bis 300 Fachkräfte die Luftfahrzeuge fertigen.
Boden- und Flugtests sollen ab 2024 durchgeführt werden, die Zertifizierungen und der Betriebsstart sind ab 2027 geplant – und werden schon heiss erwartet. Das unterstrichen gleich zwei Akteure der Raumfahrtindustrie Ende September.
Dschungel und Wüste
So hat Frankreichs staatliche Raumfahrtagentur CNES ihr Interesse bekräftigt, LCA60T künftig für den Materialtransport nach Französisch-Guyana zu verwenden. Auch Latitude, ein Start-up-Unternehmen aus dem ostfranzösischen Reims, hat eine Absichtserklärung mit Flying Whales unterschrieben, um seine für den Start von Kleinsatelliten entwickelte Trägerraktete Zéphyr zum geplanten Saxavord-Weltraumbahnhof auf die Shetlandinseln nördlich von Schottland zu bringen.
Verfolgt Flying Whales ein Starrluftschiffkonzept, so setzt Voliris auf Prallluftschiffte. Zuletzt war es ruhiger geworden um die 1999 gegründete Firma, die im zentralfranzösischen Moulins einen Hangar unterhält. Doch im März hat das Unternehmen auf dem ersten Timimoun-Oasen-Gipfel, 1200 km südlich von Algier, der Öffentlichkeit sein Shuttle-Projekt «Natac» präsentiert. Dabei sollen Standardcontainer mit bis zu 30,4 t Gewicht unbemannt in einer geschlossenen Route gesteuert werden.