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Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 45678

Anrainer vs. Besteller

Amsterdam knipst Darkstores in Wohnvierteln das Licht aus. Wo viele Menschen sind, können gegensätzliche Interessen kollidieren. So erledigt nicht jeder, der in einer grossen Stadt wohnt, seine Einkäufe ausschliesslich im Internet und fühlt sich von der Logistik bedrängt oder gar überrollt. Amsterdam zieht Konsequenzen.


Zu viel des Guten ist schlecht. So tragen so genannte Darkstores, kleine Warenlager, die Lebensmittel-Lieferdienste in Zentrumsnähe betreiben, zwar dazu bei, ihr online geleistetes Versprechen von Zustellungen in kürzester Zeit zu halten. Aber Anwohner ärgern sich auch über Lärm, blockierte Gehwege und Verkehrsunfälle durch Fahrradkuriere.

Bei der Stadtverwaltung von Amsterdam etwa stiessen sie anscheinend auf offene Ohren. Nachdem die niederländische Metropole ebenso wie Rotterdam letztes Jahr bereits die Neuansiedlung solcher Online-Lager verboten hatte, ging sie im Mai einen Schritt weiter und verjagt nun die Lager der Super-Schnell-Kuriere komplett aus ihrer Innenstadt.

Fortan dürfen die Darkstores nur noch in Gewerbe- oder, in Ausnahmefällen, Mischgebieten angesiedelt sein. «Auf diese Weise bekommen die Amsterdamer eine bessere Wohnumgebung» erklärte der für die Raumplanung zuständige Beigeordnete Reinier van Dantzig.

Geschäftsmodell in Gefahr

Bei ihrer urbanen Kundschaft kommen die Lieferdienste deswegen gut an, weil sie deren Einkäufe binnen zehn Minuten abliefern. Doch das funktioniert nur, wenn sich ihre Verteilzentren direkt in den Wohngebieten befinden. Das jetzt im Rathaus ausgesprochene Verbot bringe ihr ganzes Geschäftsmodell in Gefahr, kritisieren die betroffenen Unternehmen.

Getir, ein türkischer Anbieter, der letzten Dezember seinen deutschen Rivalen Gorillas für gut 1 Mrd. EUR übernommen hat und auch in den Niederlanden aktiv ist, sprach von «Diskrimination» gegenüber anderen Branchen und kündigte an, «weiter für eine Gleichbehandlung kämpfen» zu wollen.


 

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