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  • Foto: Vanguard

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 46494

Aus Schieflage befreit

Vor prächtigem Panorama. Im südlichen Winter wird der 1911 fertiggestellte Auxiliarsegler Europa regelmässig im Trockendock gewartet. Dabei kam es dieses Jahr in Kapstadt zu einem Zwischenfall, dessen Folgen das südafrikanische Spezialunternehmen Vanguard nach zwei Monaten beseitigte.


Seit dem Jahr 2000 reitet die Europa regelmässig auf den Wellen der Weltmeere. Für den 29. September bis 12. November ist wieder eine Überfahrt von Kapstadt nach Montevideo (Uruguay) geplant, an der interessierte und solvente Freizeitmatrosen teilnehmen können. Dabei kann es sogar mit einem Neigungswinkel von bis zu 65° durch die Ozeane pflügen.

Hilflos ist die Europa hingegen, wenn sie an Land in eine solche Schräglage gerät – wie am 20. Mai geschehen, als das 56 m lange, 7,4 m breite und 33 m hohe Schiff während der alljährlichen Wartungsarbeiten in der Werft an der Victoria and Alfred Waterfront zur Seite kippte. Bei dem unkontrollierten Manöver des 650 t schweren Schiffs wurde ein Seemann verletzt, der Anfang Juni aber wieder das Krankenhaus verlassen konnte.

Nach der Stabilisierung des Schiffes wurde das 1974 gegründete Unternehmen Vanguard von Resolve Marine damit beauftragt, den Aufrichtvorgang zu entwerfen und durchzuführen, um die Europa wieder an der Mittellinie des Schienensystems des Docks zu orientieren.

Aufgrund des begrenzten Arbeitsbereichs rund um das Schiff kam kein Standard-Kranhub in Frage, weswegen sich das Ingenieurteam von Vanguard eine massgeschneiderte Hebelösung ausdachte.

Diese bestand aus vier hydraulischen Portalsystemen, die über dem Schiff und zwischen den Masten positioniert wurden, um ein weiteres Einwirken auf die Masten und die Takelage möglichst klein zu halten. Nachdem die Systeme mit einer Tragfähigkeit von 400 und 600 t am Bug und jene mit einer Tragfähigkeit von 500 t am Heck angebracht waren, wurden die Kopfträger in Position gehoben und vier Litzenheber mit einer Tragfähigkeit von 186 t installiert.

Das Litzenhebersystem, das an speziell für diesen Einsatz angefertigten Kielhalterungen montiert wurde, sorgte für ein hohes Mass an Genauigkeit und ermöglichte es dem Vanguard-Team am 25. Juli, die Europa kontrolliert und präzise anzuheben und aufzurichten.

Nachdem der vertikale Hub abgeschlossen war, erfolgte ein Querschiebevorgang, der das Schiff wieder am Schienensystem ausrichtete. «Die umfangreiche Planungs- und Ingenieurarbeit, die damit verbunden war, zeigte sich in der Präzision der Ausführung», kommentierte Bryan Hodgkinson, Direktor bei Vanguard.

 

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