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  • Der Hauptsitz von Combi Line bei Mailand.

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 31620

Auf die Erholung nach dem Sturm

Auch diese Pandemie, die insbesondere Norditalien erschüttert, wird ihr Ende finden. Während der Geschäftsführer von Combi Line mit Hauptsitz bei Mailand, Maurizio Briglia, zur Zeit mit den Carriern Lösungen aushandelt, um Stauungen im Hafenbereich zu vermeiden, sieht er im direkten Austausch mit seinen Kunden viele Anzeichen für ein geschäftlich starkes zweites Halbjahr 2020.



Maurizio, wie hat Combi Line personell auf die Pandemie-Krise reagiert?
90% unserer 105 Mitarbeiter arbeiten derzeit an den fünf Standorten in Mailand, Genua, Livorno, Neapel und Venedig von zu Hause aus.

 


Wie lief das Geschäft im März?
Bis auf die letzte Woche lief vor allem der Export aussergewöhnlich stark. Viele italienische Firmen haben so viele Sendungen wie möglich vor einem möglichen Lockdown auf den Weg gebracht. Im März verzeichneten wir dafür weniger Importe aus China bzw. Asien – die jetzt zeitversetzt wieder anziehen.

 


Kommt es wegen der geringeren Planbarkeit der Liefertermine zu Stauungen?
Da Combi Line in Mailand innerhalb eines Komplexes mehrerer Lager angesiedelt und nicht allein auf die eigenen Ressourcen angewiesen ist, haben wir bislang keine Kapazitätsprobleme. Da aber das Exportgeschäft leidet, haben wir wieder mehr Platz für Inbound. Die Importe insbesondere aus Asien legen wieder zu.

 


Wo stehen die italienischen Verlader?
Nach Schätzungen setzen etwa 30% bis 40% der Fabriken die Produktion fort, d.h. mehr als 50% haben ihre Tore geschlossen. Ein Teil dieser Unternehmen darf allerdings noch Zulieferungen und Rohstoffe entgegennehmen.

 


Wie fallen italienische Exporte?
Die Situation wechselt täglich. Wir gehen von einem kurzfristigen Einbruch von 70% aus. Auch wenn die meisten Fabriken bis Ende April die Arbeit wiederaufnehmen, ist eine Übergangszeit bis Mitte Mai unausweichlich – d.h. anderthalb Monate geringerer Exportaktivität.

 


Laufen dennoch die Lager voll?
Viele Carrier fragen uns an, Container intermodal ins Hinterland zu schaffen und in Inlandterminals zu lagern, um eine Überlastung im Hafen¬bereich zu verhindern. Das klappt recht gut.

 


Wie reagieren Sie im Business?
Da unser Hauptgeschäft auf Containerteilladung beruht, sind unsere Dienstleistungen direkt betroffen. Wir müssen die Durststrecke überstehen – und setzen auf die Erholungsphase danach.

 


Und die Mitarbeiter?
Auf staatliche Unterstützung wollen wir zunächst verzichten und möchten unsere Mitarbeiter nicht aufgrund einer zweimonatigen Schwächephase belasten. Das Jahr 2019 lief gut, und meiner Meinung nach ist auch noch ein ausgeglichenes Geschäftsjahr 2020 möglich.

 


Das Prinzip Hoffnung?
Keineswegs – die tägliche Aussage unserer Kunden. Da Aufträge aufgeholt werden müssen und die Erleichterung nach dem Sturm ein starkes zweites Halbjahr bringen wird, liegt diese Stimmung schon jetzt in der Luft – und im Markt.


Also Ende gut, alles gut?
Cashflow-Risiken könnten Domino-Effekte zwischen Verladern, Spediteuren, Carriern etc. in Gang setzen. Nach Ostern wird sich die Spannung aber lösen.

 


Sehen Sie auch positive Effekte?
Wir sind eines der wenigen neutralen Unternehmen in Italien, das neu auch Schienengüterverbindungen von und nach China anbietet, weil zunehmend Seedienste ausfallen. Diese Verkehre werden sich in den nächsten Monaten rasch ausweiten.    

 

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