Rekorde und Rettungsgüter
Bahntransporte von China nach Europa erweisen sich als Profiteure der Krise. Im April waren Akteure wie Duisport, Imperial und RCG in verschiedene Projekte involviert.
Die Schienenverkehre zwischen China und Europa sind für den Binnenhafen Duisport ein wichtiger Teil des Angebots. Anfang Jahr litt Duisport allerdings unter einem Rückgang aufgrund der Covid-19-Pandemie in China (s. ITJ 19-20/2020, S. 7). Diese Delle wurde mittlerweile wieder zurechtgebogen. Im April zählte Duisport rund 50 Züge pro Woche von und nach China, was ein historischer Rekord ist. Normalerweise verkehren pro Woche 35 bis 40 Züge zwischen China und Duisport. «Im April haben wir im China-Geschäft deutliche Nachholeffekte festgetellt», sagt Duisport-CEO Erich Staake. Ein weiterer Grund für die Zunahme seien zusätzliche chinesische Destinationen, die den Logistikstandort im Ruhrpott nun auch ansteuern würden. «Gerade in der aktuellen Krisenzeit erweist sich der Schienenverkehr als wichtige Alternative zur Seefracht», so Staake. Duisport konnte das Wachstum dank sorgfältiger Vorbereitung auffangen. Zusätzliche Lagerflächen und individuelle Lösungen für den Weitertransport waren dabei ausschlaggebend.
Schutzanzüge für Thüringen
Duisport wickelt rund 30% aller Güterzüge ab, die zwischen Europa und China verkehren. Ein Beispiel für einen Güterzug, der nicht bis ganz in den Westen Deutschlands fährt, wickelte kürzlich Imperial Logistics ab. Im Auftrag der Ärztevereinigung des Bundeslandes Thüringen organisierte Imperial den Transport von medizinischem Schutzmaterial aus China nach Weimar. Drei Züge mit insgesamt 45 Containern fuhren von Shenyang im Nordosten Chinas innert 20 Tagen nach Deutschland. Die Ladung bestand aus 920 000 Schutzanzügen für medizinisches Personal. Imperal kümmerte sich um die Einfuhrgenehmigung und transportierte die Container per Lkw zu einem firmeneigenen Logistikcenter. Dort wurden sie palettiert und vor dem Weitertransport gelagert.
Eine Premiere vermeldete zudem Rail Cargo Group. Die ÖBB-Tochter empfing Ende April den ersten Zug der neuen Verbindung zwischen Jinan und Budapest. Auch dieser war mit Gesundheits-Equipment beladen.
In vier Monaten waren knapp 3000 Züge unterwegsDer Monat April war nicht nur aus Sicht von Duisport ein starker Bahnmonat. Wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua mitteilte, sei der April auch aus Sicht der China State Railway Group ein Rekordmonat gewesen. Demnach fuhren 979 Züge von China nach Europa, was gegenüber dem Vorjahresmonat eine Zunahme von 46% bedeutet. Dabei wurden 88 000 TEU transportiert. Auffallend ist auch, dass der interkontinentale Schienengüterverkehr in beide Richtungen bereits zuvor gut unterwegs war. Die 2920 Züge, die von Januar bis April 262 000 TEU beförderten, bedeuteten einen Zuwachs von 24% gegenüber dem Vorjahr. Der Anteil der Züge, die von Ost nach West fuhren, lag bei 56%. Gemäss Xinhua spielten die Güterzüge eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie. Von Ende März bis Ende April gelangten 3142 t Hilfslieferungen nach Italien, Spanien, Deutschland und Tschechien.