Neugeburt am Schwarzem Meer
Bulgariens Hauptstadt Sofia will sich als Trockenhafen in der erweiterten Region profilieren. Mehrere Projekte in Bulgarien greifen derzeit ineinander. Während der Hafen Burgas die Kapazitäten seiner Terminals mit dem Projekt «Rebirth 28» fast verdoppelt, hat er im Binnenland mit einem Trockenhafen bei Sofia sein logistisches Potenzial erweitert. Dank verbesserten Verbindungen per Güterzug setzt u.a. Maersk auf dieses Pferd und verlagert in Bulgarien und Rumänien Fracht auf die Schiene.
In Bulgarien ist die Schaffung eines Netzes intermodaler Logistikzentren zur Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene seit vielen Jahren erklärte Priorität wechselnder Regierungen.
Treiber ist aber die Privatwirtschaft. So hat die staatliche Verkehrsverwaltung bisher einzig einen intermodalen Logistikterminal in Plovdiv errichtet und dem bulgarischen Transport- und Speditionsunternehmen Pimk in Konzession gegeben. Die Finanzierung des multimodalen Logistikzentrums an der Donaubrücke in Russe steht aktuell wieder in Frage.
Blockzüge zu Häfen im Binnenland
Derweil haben private Investoren in der Hauptstadt Sofia inzwischen zwei Trok-kenhäfen mit Blockzugverbindungen zur griechischen Ägäis und zum bulgarischen Schwarzen Meer realisiert.
Bereits vor gut drei Jahren lancierte die Hafengesellschaft Thessaloniki (ThPA) ihre drei Mal wöchentlich verkehrende Ganzzuglinie zum Sofioter Industriebezirk Iliantsi. Über sie werden zum grossen Teil chinesische Güter nach Mittel- und Osteuropa transportiert.
Mitte November 2023 hat nun der private Hafenbetreiber BMF Port Burgas eine Ganzzuglinie zwischen Burgas am Schwarzen Meer und seinem Trockenhafen im Industriepark Boschurischte bei Sofia aufgenommen.
Das Gemeinschaftsprojekt haben Maersk und die bulgarische Eisenbahngesellschaft Pimk Rail auf die Beine gestellt. Der Güterzug transportiert vor allem Möbel der dänischen Handelskette Jysk zum dort gelegenen Lager.
Offiziell eröffnete BMF Port Burgas im Industriepark seinen 27 000 m² grossen Sofioter Dry Port mit einer Jahreskapazität von bis zu 60 000 TEU bereits im Februar 2023 und erhofft sich durch die Ausweitung ins Binnenland neues Geschäftspotenzial. Über die Kais seiner Hafenterminals Burgas Ost II und Burgas West gehen Schütt-, Flüssig- und Stückgut sowie Getreide und Container.
Gegenwärtig realisiert der Hafenbetreiber sein Erweiterungsprojekt «Rebirth 28» mit 50 Mio. EUR Investitionsvolumen. Nach Fertigstellung im März 2025 werden Containerschiffe von 260 m Länge und Tiefgang von 14,5 m abgefertigt und die Umschlagskapazität von 200 000 auf 350 000 TEU steigen. Die im Dezember 2023 vollendete Sanierung des Eisenbahnabschnitts zwischen dem Hafen und dem Bahnhof Wladimir Pawlow bindet Güterzügen ans östliche Mittelmeer an.
Als «beste grüne Lösung auf dem Markt» bezeichnete Dragos Dimitrescu, Maersks Landesmanager für Rumänien und Bulgarien, die neue Blockzuglinie bei ihrer Einweihung. Der Carrier verlagert hier viel Transportvolumen vom Lkw auf die Schiene.
Die bulgarische Regierung müsse aber verstehen, sagte er, «dass die Zukunft des Verkehrs nicht darin liegt, Strassen mit Lkw zu verstopfen, sondern die effizientere und umweltfreundlichere Bahn zu nutzen».