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  • Foto: Rast Logistic; ITJ

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 50351

Rasch, aber nicht überstürzt

Im Gespräch mit Nicole Fischli und Max Sgouridis, Rast Logistic. 1986 gründete Thomas Rast sein eigenes Fuhrunternehmen. Als stellvertretender Geschäftsführer hält er sich heute eher im Hintergrund. Aber das Unternehmen hört nicht auf, sich neu zu erfinden. Darüber unterhielt sich ITJ-Redaktor Andreas Haug am Schweizer Sitz in Pratteln mit Nicole Fischli, Filialleiterin Basel, und dem aus Jacksonville zugeschalteten CEO Max Sgouridis.


Herr Sgouridis, Rast wurde 1986 gegründet. Was waren die grossen Entwicklungsschritte des Unternehmens?

 

Das Unternehmen geht auf Thomas Rast zurück, der ursprünglich selbst Lkw-Fahrer war und dann mit Kollegen zusammenspannte. Deren eigene Flotte wuchs immer mehr, und 2004 wurde mit einem ehemaligen Kunden beschlossen, der Firma die neue Ausrichtung auf das Brokerage zu geben.

Ich selbst kannte Thomas Rast, weil ich ebenfalls ein ehemaliger Kunde war, und stiess dann 2012 dazu, als er mir nach einer weiteren personellen Umgestaltung die Gelegenheit dazu gab. Damals war mein Lebensmittelpunkt in Schottland, also pendelte ich zwischen Glasgow und Basel, aber ich konnte mithelfen, das Unternehmen weiter zu prägen. So nahm es seinen Lauf, und heute sind wir gut etabliert.

 

 

...auch in Florida, von wo Sie uns zugeschaltet sind. Wie kam es denn dazu?

 

Ja, vor zehn Jahren haben wir diese Expansion gewagt. Nun, es war eigentlich ein Kindheitstraum von mir, in den USA zu leben. Ich bin ja in der Schweiz geboren, wollte aber – wie viele Leute in der Branche – schon immer in die weite Welt hinaus. Zuerst dachte ich, ich mache mal einen Zwischensprung nach Schottland – aus dem sind dann 15 Jahre geworden.

 

Da sagte ich mir: Wenn nicht jetzt, wann dann? Hinzu kam, dass sich die technischen Möglichkeiten für Telearbeit verbessert hatten. Bis die Kunden gewohnt waren, für Transportanfragen im Raum Schweiz/Deutschland in den USA anzurufen, brauchte es etwas Zeit. Aber jetzt sind sie es gewohnt – so wie ja auch der Standort seit der Coronapandemie eigentlich keine Rolle mehr spielt.

 

Warum fiel die Wahl auf Jacksonville?

 

Zunächst wegen der akzeptablen Zeitverschiebung in Florida gegenüber Zentraleuropa. Aber auch logistisch ist die Millionenstadt mit ihrem riesigen Seehafen ein sehr sinnvoller Standort. Wir entwickeln uns gut dort.

 

 

USA oder Europa – wo macht das Unternehmen heute mehr Geschäft?

 

Wir haben jetzt in den USA angefangen, eigene Lkw zu kaufen. Wir sehen hier einfach viele Möglichkeiten, weil der Markt so gross ist und es keine Maut und überhaupt weniger Vorschriften als in Europa gibt. Sicher gibt es auch hier Probleme, angefangen mit einem Mangel an (geschultem) Personal. Im Moment ist unser Geschäft hier kleiner als in Europa, aber die Maxime bei Rast heisst: Wir wollen nichts überstürzen, sondern überlegt wachsen.

 

 

Was ist eigentlich Ihre Haupttätigkeit?

 

Wir können sämtliche logistische Dienstleistungen über Netzwerke und Partner abwickeln, aber unser Kerngeschäft ist und bleibt der Strassentransport im Auftrag von Speditionen, nicht für Endkunden. Den führen wir nicht mit eigenen Lkw durch, denn mit Schweizer Kennzeichen rechnet sich das nicht in Europa. Also greifen wir auf langjährige feste Partner zurück. Damit fahren wir gut, wenn man auch die langen Kundenbeziehungen sieht.

 

 

Was schätzen die Kunden an Rast?

 

Da gibt es viele Dinge. Eins ist sicher unsere Reaktivität: Bestimmt 99% der Preisanfragen an uns – egal, ob Express- oder Normalfracht – werden binnen fünf Minuten beantwortet. Auch gelingt es uns, die ziemlich zahlreichen Sendungen aus unserem Pool aus ganz Europa zu kombinieren, und fahren alles direkt.

 

 

Mit welcher Flotte, Frau Fischli?

 

Die umfasst rund 50 unterschiedlich beschaffene Fahrzeuge, zu grossen Teilen Motorwagen, also etwas kleiner als Sattelschlepper. Da können wir uns auf drei Ladungen pro Einheit konzentrieren: Die sind schnell voll, flexibel und somit rentabel.

 

 

Wieder eine Frage an den Geschäftsführer: Wie ist das Geschäft zuletzt gelaufen?

 

Die Covidzeit war etwas schwierig wegen der Unvorhersehbarkeit der Auftragslage und der Verfügbarkeit der Fahrzeuge. Aber die letzten zwei Jahre waren sehr gut.

 

 

Welche Unterschiede zwischen Europa und den USA möchten Sie hervorheben?

 

Was die behördlichen Vorgaben betrifft, möchte ich einmal so sagen: Die USA sind heute wie Europa vor 25 Jahren war. Zur hiesigen Überregulierung kommt auch die Frage der Visa-Zuteilung für Lkw-Fahrer von ausserhalb des Schengen-Raums.

 

 

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