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  • Foto: Innofreight

Von: Josef Müller


Artikel Nummer: 48014

Zukunft der Güterbahn

Besorgnisse wegen Personenverkehr, Chancen im Schweizer Markt. Die aktuelle Entwicklung der Güterbahnen macht europäischen Logistikern Sorgen, denn der Personenverkehr hat weiterhin Priorität. Peter Wanek-Pusset von Innofreight sieht für einen spezialisierten Player wie Innofreight dennoch Chancen im Schienengüterverkehr.


Nachdenklich stimmt viele Manager die aktuelle Entwicklung bei Europas Bahngesellschaften, speziell bei den grossen Playern. Auch Peter Wanek-Pusset, Geschäftsführer und Eigentümer von Inno-freight in Österreich, zeigt sich nachdenklich, dass viele Bahngesellschaften offenbar sehr stark auf den Ausbau der Infrastruktur und des Personenverkehrs setzen und dabei den Güterverkehr nicht die gebührende Priorität einräumen.

Wanek-Pusset: «Ich habe den Eindruck, dass es keinen klar erkennbaren politischen Willen gibt, die Bahnen im Bereich Güterverkehr zu unterstützen.»

Dabei hätten diese gerade in diesem Segment einen gewaltigen Nachholbedarf. Die Fuhrparks vieler Bahnen sind überaltert und sichtbare Investitionen in deren Erneuerung sind kaum auszumachen. Das sei nicht als Kritik zu verstehen, sondern als Wahrnehmung ob der aktuell zu beobachtenden Entwicklung.

Wenn sich der Modal-Split zugunsten der Schiene verändern soll, um mehr Güter auf der Schiene zu transportieren, dann sollte die Politik auch bereit sein, mit öffentlichem Fördergeld die Erneuerung der veralteten Wagenparks der Bahnen zu unterstützen.

Die Zukunft in der Schweiz gestalten

Der österreichische Eisenbahnlogistiker Innofreight, der längst nicht mehr nur Entwickler und Produzent von Waggons und Container, sondern zu einem Full-Service-Logistik-Provider mutiert ist, investiert selbst. So werden jährlich 3 bis 4% des Umsatzes (ca. 200 Mio EUR in 2023, s. ITJ 49-52/2023, S. 14) in Forschung und Entwicklung investiert.

Dabei herausgekommen sind z.B. drei neue Containertypen wie der ‹DryTainer›, ‹CemTainer› oder das ‹WireStanchion-System› für den Transport von feuchtigkeitsempfindlichen Gütern, Zement und gestapelten Drahtrollenbündeln. Rückblickend auf die bisherige Firmenentwicklung zieht Wanek-Pusset eine positive Bilanz: «Das Trennen von Waggons und Lademittel ist unsere Entwicklung, da sind wir Pioniere und jetzt Marktführer und wollen das auch bleiben.»

Im europäischen Raum hinterlassen diese Spezialentwicklungen Spuren. Im Hamburger Hafen sind bereits heute jede Menge Innofreight-Waggons zu sehen. Es sind etwa an die 2000, über die von dort Rohstoffe aus dem Hafen in das europäische Hinterland transportiert werden.

In der Schweiz arbeitet Innofreight seit 20 Jahren mit SBB Cargo eng zusammen. Der Markt gilt als schwierig, denn es gibt keine Schwerindustrie, sieht man von zwei Stahlwerken einmal ab, von denen eines bereits Innofreight-Kunde ist. Eine Papierfabrik und ein Spanplattenwerk sind zwei weitere Verlader, die Inno-freight-Equipment nutzen.

Giorgio Mauro von Innofreight Swiss erläuterte dem ITJ: «Die einzige Massengut-Branche in der Schweiz ist die Bauwirtschaft. Wir konzentrieren uns auf verschiedene grosse Bauprojekte, wo es darum geht, Aushubmaterialien und Baustoffe zu transportieren». Durch die sehr hohe Flexibilität des Equipments sei es möglich, gute Lösungen anzubieten. Für Nischenanbieter bleibt die Schweiz ein interessanter Markt.

 

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