Polen entdeckt die Schiene
Der polnische Eisenbahnsektor ist in Bewegung. Via Europäische Investitionsbank fliesst Geld ins Land, mit dem PKP neues Rollmaterial beschaffen und die Infrastruktur verbessern will. Im Güterverkehr implementiert PKP Cargo eine, in Polen entwickelte, Technologie, um den Spurwechsel an der Ostgrenze schneller zu bewerkstelligen.
Die Europäische Investitionsbank (EIB) unterstützt das Investitionsprogramm des polnischen Bahnbetreibers PKP mit einem Kredit in der Höhe von rund 233 Mio. EUR. Ziel des Programms ist es, einerseits Verkehr von der Strasse auf die Schiene zu bringen, andererseits die Qualität des polnischen Eisenbahnnetzes grundsätzlich zu verbessern. Die Investitionen fliessen in den Personen- wie auch in den Güterverkehr.
Strasse als Vorbild
Beispielsweise plant PKP Intercity neues Rollmaterial zu kaufen, um die Verbindungen in die Nachbarländer Slowakei, Tschechien, Deutschland, sowie nach Ungarn und Österreich zu verbessern. Für Vazil Hudak, Vizepräsident der EIB, ist der Kredit die richtige Massnahme, um das polnische Schienennetz an westeuropäische Standards anzugleichen: «Polen verfügt heute bereits über ein modernes Strassennetz und will nun auf der Schiene ähnliches erreichen. Die EIB unterstützt diese Strategie, da sie die Qualität verbessert und der Umwelt nützt.»
Grossauftrag für Strecken-Erneuerung
Neben neuem Rollmaterial sind auch umfassende Investitionen in die Schieneninfrastruktur vorgesehen. Ein Grossauftrag in diesem Bereich wurde Mitte September an das österreichische Bauunternehmen Porr vergeben. Zusammen mit dem polnischen Partner Trakcja System modernisiert Porr einen 71 km langen Abschnitt zwischen Kalina und Rusiec Łódzki. Die Strecke ist insbesondere für den Güterverkehr von Bedeutung, da sie die Industrieregion Oberschlesien mit den Ostseehäfen Danzig und Gdynia verbindet. Der Bauauftrag umfasst ein Volumen von 290 Mio. EUR und soll bis Mai 2023 abgeschlossen sein.
Polnische Lösung für den Spurwechsel
Auch PKP Cargo, die Güterverkehrssparte der polnischen Eisenbahn, arbeitet an der kontinuierlichen Verbesserung des eigenen Angebots. Dazu gehört auch die Reduzierung von Wartezeiten von Güterzügen an der Grenze. Bei den grenzüberschreitenden Verkehren nach Litauen, Weissrussland und in die Ukraine ist ein Spurwechsel von der europäischen Regelspur auf die russische Normalspur nötig. Diese Umstellung ist zeitintensiv, und aufgrund den steigenden Volumina auf dem eurasischen Schienenverkehr will PKP Cargo die Situation verbessern.
Ein Lösungsansatz heisst Polsuw, ein System, das von Ingenieuren der Technischen Universitäten Warschau, Posen und des Eisenbahninstituts Warschau entwickelt wurde. Mit der weiterentwickelten Technologie lassen sich die Drehgestelle eines Güterzuges rasch verändern, um den Spurwechsel zu vollziehen. PKP Cargo hat nun das Patent von Polsuw gekauft, will es in der eigenen Flotte implementieren und möglicherweise als Lizenz an andere Eisenbahnunternehmen verkaufen. Ein der Logistik ist Zeit viel Wert. Polsuw hilft den Spediteuren Zeit zu gewinnen», sagte der stellvertretende Infrastrukturminister Andrzej Bittel.