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  • Die Beute fiel zuletzt magerer aus.

15.04.2019 Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 27314

Sinkende Piratenflagge

Dass die Piraterie eine Geissel der Hochseeschifffahrt ist und unverändert Aktualität geniesst, wird niemand bestreiten. Der jüngste Bericht des Internationalen Schiffahrtsbüros lässt aufhorchen – ein Rückzug der Vorfälle geht mit regionalen Verlagerungen einher.


Mit Spannung wird in jedem Quartal der Bericht des Internationalen Schifffahrtsbüros (IMB) zur Gefährdung der Schifffahrt durch Piraterie erwartet. Das IMB ist eine Unterorganisation der in London domizilierten Internationalen Handelskammer (ICC).

 

Nach dem Bericht vom 8. April 2019 wurden in den ersten drei Monaten des Jahres deutlich weniger Seepiraterie und bewaffnete Raubüberfälle auf Schiffe registriert als im Vorjahr. Gemeldet wurden 38 Angriffe. Im einzelnen wurden 27 Schiffe geentert, sieben Schiffe beschossen und vier Versuche eines Überfalls unternommen. Zu Beginn des vergangenen Jahres waren es noch 66 Zwischenfälle. Vielleicht die wichtigste Botschaft: Zum ersten Mal seit dem Jahr 1994 wurde kein Schiff entführt.

 

Von einer Trendwende mochte man beim IMB noch nicht sprechen. «Die jüngsten Statistiken der IMB-Meldestelle für Piraterie sind aber ermutigend», so sagte IMB-Direktor Pottengal Mukundan, und fuhr fort: «In Zukunft ist es wichtig, effektivere Berichtsstrukturen zwischen Wirtschaft und Behörden aufzubauen, um so eine starke und einheitliche Reaktion auf die Piraterie möglich zu machen.» Die Dunkelziffer an nicht gemeldeten Vorfällen macht der IMB weiterhin Sorgen.

 

 

Brennpunkte der Entwicklung

Die Gewichte haben sich seit den spektakulären Überfällen vor der Küste Somalias verschoben. Der Golf von Guinea vor den Küsten Westafrikas war mit 22 Vorfällen im ersten Quartal die am stärksten betroffene Region. Auch die weltweit 21 Meldungen zu Entführungen von Seeleuten kamen ausschliesslich von dort. Aus Benin, Kamerun, Ghana, der Elfenbeinküste, Liberia, Nigeria und Togo wurden Piratenangriffe gemeldet.

 

Vor Nigeria hatten sich in der vergangenen Dekade die Überfälle verdichtet. Nun wurde ein Rückgang verzeichnet. Vor den Küsten Nigerias wurden im ersten Quartal insgesamt 14 Vorfälle von Piraterie gemeldet, verglichen mit 22 im Vorjahr. Diese Ergebnisse belegten die Wirksamkeit der verstärkten Bemühungen der Marine, «aktiv auf gemeldete Vorfälle zu reagieren, indem sie Patrouillenboote entsendet», heisst es im Bericht. Trotzdem bleiben die nigerianischen Gewässer und insbesondere der Hafen von Lagos für die Schiffe weiterhin eine gefährdete Region.

 

In Asien verzeichnete Indonesien im ersten Quartal einen Rückgang der Piraterieaktivitäten. Dem Bericht zufolge gab es einzig drei Vorfälle gegen Schiffe, die in den Häfen vor Anker lagen. Dies ist die niedrigste Zahl seit 2010. Entscheidend hierfür ist nach Meinung des IMB sein stetiger Appell für weitere Transparenz, Kommunikation und Koordination zwischen der IMB-Meldestelle in London und den jeweiligen internationalen Behörden des Küsten- schutzes.     

 

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