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  • CEO Stefan Karlen freut sich über das gute Ergebnis des Bereichs Luftfracht.

06.03.2019 Von: Marco Wölfli


Artikel Nummer: 26725

Panalpina signalisiert Stärke

Die IT-Plattform zahlt sich aus, die Luftfracht wächst und die Seefracht schafft den Turnaround. Der Schweizer Logistiker hat ein erfreuliches Jahr hinter sich. Die Unsicherheiten und Störgeräusche rund um das Unternehmen scheinen das Tagesgeschäft zu beflügeln. Noch muss sich aber weisen, ob dies auch unter schwierigeren Marktbedingungen gelingt.


 

Über einen Mangel an Publicity konnte sich Panalpina in den letzten Wochen nicht beklagen. Die Übernahmeangebote von DSV, die mögliche Kooperation mit Agility und die juristischen und strategischen Streitigkeiten der Aktionäre rückten den Basler Logistikkonzern ins Rampenlicht (ITJ, 09-10/2019, S. 18).

 

Worüber höchstens am Rande gesprochen wurde, sind die operativen Leistungen, sprich die harten Fakten. Die Ergebnisse des Jahres 2018 und den Ausblick auf das laufende Jahre präsentierte Panalpina erstmals seit Jahren wieder am Hauptsitz in Basel.

 

 

Interne Geschlossenheit

CEO Stefan Karlen nahm zu den eingangs erwähnten Themen keine Stellung und verwies auf die bekannten Mitteilungen des Verwaltungsrats. Allerdings haben die Turbulenzen rund um das Unternehmen auch einen Einfluss auf das Innenleben. Dies bestätigt Karlen, der seit 1997 für Panalpina tätig ist, gegenüber dem ITJ. «Im Austausch mit unseren Mitarbeitern habe ich den Eindruck, dass Panalpina dadurch enger zusammen gewachsen ist. Direkte Auswirkungen auf das Tagesgeschäft gibt es hingegen nicht.» Karlen hielt aber fest, dass solche Unruhen zum Risiko eines börsenkotierten Unternehmens gehörten.

 

Im angesprochenen Tagesgeschäft haben die weltweit 13 000 Mitarbeiter von Panalpina tatsächlich gute Resultate erzielt. Der Nettoumsatz stieg um 9,1% auf 6,04 Mrd. CHF und der Bruttogewinn wuchs um 7,3% auf 1,5 Mrd. CHF. Ein bemerkenswerter Sprung gelang dem Konzern beim Reingewinn, der um 31,8% auf 75,7 Mio. CHF stieg. Die Dividende bleibt wie im Vorjahr bei 3,75 CHF pro Aktie.

 

Nicht überraschend ist, dass Panalpinas Stärke weiter in der Luftfracht liegt. Hierbei knackte das Unternehmen die Grenze von 1 Mio. t Volumen, ein Plus von 4% gegenüber dem Vorjahr. Als gegen Jahresende der globale Luftfrachtmarkt zu schwächeln begann, konnte Panalpina zwar noch die Tonnage steigern, der Bruttogewinn pro Tonne nahm aber kontinuierlich ab. CFO Robert Erni meint dazu: «Nach den Kapazitätsengpässen 2017 normalisierte sich die Lage und die Carrier senkten ihre Preise, das wirkte sich auch auf uns Spediteure aus.»

 

 

Profit ist wichtiger als Volumen

Zu den Panalpina-Traditionen gehört eine gewisse Scheu vor Wasser. Die Seefracht war in den letzten Jahren das Sorgenkind, doch nun scheint sich eine Trendwende abzuzeichnen. Der Bruttogewinn pro TEU erreichte die angestrebten 300 CHF und das Ebit war in den Quartalen zwei bis vier knapp positiv. Am Ende resultierte beim Ebit zwar noch ein Verlust von 1,8 Mio. CHF und das Gesamtvolumen nahm um 2% ab, doch Karlen zeigte sich zufrieden: «Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen, doch wir sind auf dem richtigen Weg.» Der Finanzchef schloss sich ihm an: «Der Profit war wichtiger als die Volumina. Wir konnten die Kosten tief halten und mehr verdienen.»

 

Dies traf auch auf den Logistikbereich zu, bei dem Panalpina das Ebit um 46% auf 11,9 Mio. CHF steigerte, was einen Rekord bedeutet. Ausschlaggebend dafür sei die Inbetriebnahme neuer Logistikcenter in Singapur und Dubai gewesen.

 

 

Neue IT-Plattform für Kunden

Ein gewichtiger Treiber des Unternehmenserfolges ist das IT-System SAP TM, auf dem mittlerweile mehr als die Hälfte der Sendungen abgewickelt werden. Bis Jahresende sollen es im Idealfall 85% sein. Die Einführung in neue Märkte und Unternehmensbereiche werde immer einfacher, sagte CIO Ralf Morawietz: «Nun haben wir einen Blueprint und können die Prozesse skalieren.» Wenn SAP TM überall eingeführt ist, rechnet Panalpina mit 15% höherer Produktivität bei gleichbleibenden Kosten. Mitte dieses Jahr soll zudem eine IT-Plattform lanciert werden, die Administration, Kommunikation und Preisgestaltung für die Kunden verbessert. «Damit werden dynamische Preise möglich sein, das ist in dieser Form eine Pioniertat», kündet Karlen an.

 

Mit den Fortschritten im IT-Bereich und den positiven Geschäftszahlen signalisiert das Panalpina-Management innere Stärke bei äusserer Unruhe. Panalpina scheint robuster, als manche vielleicht gedacht haben. Fraglich bleibt, ob dies reicht, um die Unabhängigkeit langfristig sicherzustellen.   

 

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