Mehr Chancen auf dem Wasser
Spedition Marinair baut in der Seefracht aus. Ein Gespräch mit CEO Pavlos Poutos.
Der Wandel stützt Griechenland. Pavlos Poutos, Gründer und CEO von Marinair, Hauptquartier in Piräus, kann Christian Doepgen von wachsendem Geschäft berichten.
Herr Poutos, die Frage aller Fragen dieser Tage zuerst: Hat der Krieg in der Ukraine Auswirkungen für Sie?
Nur sehr begrenzt. Russland und GUS sind kein grosser Markt für griechische Produkte. Die Exporte unserer Verlader gehen neben Europa stärker in den Mittleren Osten, USA/Kanada und Lateinamerika. Hingegen macht uns die Preisexplosion im Treibstoffsektor zu schaffen. In Griechenland zahlen wir derzeit für Sprit soviel wie in Benelux – bei deutlich geringerem Lebensstandard.
Welche Bedeutung hat die Seefracht für Marinair?
Die Seefracht haben wir seit 2011 in unserem Portfolio. Die Aktivitäten liefen auch in den letzten zwei Jahren unvermindert gut, und wir arbeiten mit allen Reedereien in griechischen Häfen zusammen, darunter die üblichen Verdächtigen wie Maersk, MSC, CMA CGM, Evergreen usw.
Welchen Anteil nimmt die Seefracht operativ ein?
Inzwischen machen die Geschäfte etwa 30% unserer Aktivitäten aus. Wir erfahren viel Nachfrage und setzen auf weiteres Wachstum zur See.
Wie sieht Marinairs Portfolio insgesamt aus?
Marinair hat 2007, also vor fünfzehn Jahren, im griechischen Markt begonnen. Gestartet in der Luftfracht, decken wir neben unseren Dienstleistungen zur See und in der Spedition inzwischen auch die Schiene mit Verkehren zwischen Griechenland und Europa ab.
Sind Sie auch international aufgestellt?
Ja, seit 2011. Zunächst sind wir mit der Spedition nach Indien expandiert, wo wir heute vier Standorte unterhalten. In 2017 richteten wir in Amsterdam unser Büro für Benelux ein. In China waren wir bereits früher, seit 2014 Hongkong. Die Eröffnung unseres Büro in Shenzhen
verzögert sich angesichts der aktuellen Lockdowns chinesischer Regionen erneut. Wir setzen darauf, dass wir im Mai 2022 operativ werden können. Zur Zeit arbeiten wir mit 23 Mitarbeitern in Griechenland, 34 in Indien, 4 in Hongkong und drei Personen in Amsterdam.
Wie gehen Sie mit den aktuellen Engpässen zur See um?
Angesichts des Kapazitäts-Mangels in der Hochseeschifffahrt gehen wir vermehrt den Weg kombinierter Verkehre. Neben Piräus, dass seit den chinesischen Investitionen 2008 einen deutlichen Aufschwung nahm, hat auch Thessaloniki mit seiner guten Anbindung über die Schiene ins Hinterland gepunktet. Als Transhipment Hub hat sich der Hafen nicht nur für die ganze Balkanregion, sondern in der Verbindung über Budapest auch für Fracht in Richtung westeuropäischer Länder hinein etabliert.
Wird diese Entwicklung auch in der Zukunft Bestand haben?
Als Alternative für Supply Chains im Im- und Export Europas wird sich Griechenland als erstes europäisches Land auf dem Seeweg zwischen Fernost, dem Mittleren Osten und Europa dauerhaft als Gateway behaupten. Für internationale Firmen entwickeln wir angesichts der heutigen Überlastungen der Häfen neue LCL- und FCL-Lösungen, die z.B. von Griechenland bis Italien, Benelux, Tschechien und Polen reichen.