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  • Die Bilanz 2021 grüsst die Sonne. (Foto: K+N / Atlas Air)

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 40189

Offene Himmel

Marktentwicklung trieb bei K+N Strategie und Ergebnis.



Die berüchtigten Rupturen der Supply Chains konnten Kühne+Nagel im Jahr 2021 nicht aufhalten. Im Gegenteil: Der Konzern hat aus organischem Wachstum, Akquisitionen und Digitalisierung ein Rekordergebenis erwirtschaftet und treibt die «Roadmap 2024» voran.

Die Stimmung in Schindellegi ist trotz der politisch extremen Lage in Ostmitteleuropa glänzend, denn im abgelaufenen Jahr 2021 hat der Branchenprimus der Spedition fast durchweg Rekorde aufgestellt. Auf die direkte Nachfrage zur Betroffenheit des Unternehmens im Ukraine-Konflikt sagte CEO Detlef Trefzger, dass knapp 2% der 78 000 Mitarbeiter aus Russland oder der Ukraine stammen und sich zudem auf dem umkämpften Territorium kein grösserer Hub von K+N befindet.

Glänzende Zahlen

In der Paradedisziplin Seefracht bewegte K+N «in einem herausfordernden Marktumfeld» mit 4,6 Mio. TEU nur 2% mehr Volumina als im Vorjahr, konnte aber den Nettoumsatz mit 93% gegenüber Vorjahr auf 13,7 Mrd. CHF nahezu verdoppeln.

In der Luftfracht wirkten die Akquisition von Apex im transpazifischen Raum ebenso wie die hohe Nachfrage zu einem Höhenflug mit 2,2 Mio. t Ladung (+55%) und Nettoumsatz von 10,8 Mrd. CHF (+108%). Allein 1700 Charterflüge wickelte der Konzern 2021 ab.

Bei den Landverkehren , einem einstigen Sorgenkind, fiel mit 13% mehr Volumina, d.h. 24,4 Mio. Bestellungen, das Wachstum weniger stürmisch, aber mit einem Nettoumsatz von +15% von 3,7 Mrd. CHF solide aus. Einzig die Kontraktlogistik hat nach Divestments u.a. in Grossbritannien in der Neuaufstellung leicht an Nettoumsatz eingebüsst (-6% auf 4,6 Mrd. CHF), konnte aber das Ebit auf 156 Mio. CHF verdoppeln. CEO Trefzger hob hervor, dass die Nachfrage nach automatisierten wie 4PL-Lösungen in dem Segment steigt. Die Spezialisierung des Bereichs, in dem inzwischen 100 Distributionszentren auf den Pharma- und Gesundheitsbereich sowie 175 auf das E-Commerce-Fulfilment ausgerichtet sind, spiegelt den strategischen Ansatz von K+N wieder.

Highlights, Trends und Strategie

CFO Markus Blanka-Graffs nüchterne Präsentation der Zahlen konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gruppe vor Kraft kaum gehen kann. Mit einem Nettoumsatz, der binnen Jahresfrist von 20,3 Mrd. CHF auf 32,8 Mrd. CHF ebenso sprunghaft gewachsen ist wie der Reingewinn von 789 Mio. CHF in 2020 auf 2,16 Mrd. CHF im letzten Jahr, scheint vieles möglich. Auf die Nachfrage nach möglichen Akquisitionen angesichts der prall gefüllten Unternehmens-Schatulle unterstrich Trefzger, dass es nicht auf die mögliche Grösse einer Transaktion ankomme. Vielmehr «werden wir an Spezialisten im Luft- und Seebereich in gewissen Fahrtgebieten und Nischen ebenso Interesse haben wie an Techno-logie-Partnerschaften.»

Die Digitalisierung des Konzerns ist auf vielen Ebenen spürbar, u.a. in der Margenverbesserung durch das Programm «e-Touch». Insgesamt wurden hier fast 1,3 Mio. manuelle Arbeitsstunden automatisiert, was einer Kosten-Einsparung von 1,8% entsprach – «ein nachhaltiger Effekt», betonte Blanka-Graff.

Das Unternehmen hat sich auf die grossen Treiber Pharma und Healthcare – fast 1,2 Mio. Impfdosen wurden 2021 in 90 Länder ausgeliefert – sowie E-Commerce – 210 Mio. E-Commerce-Bestellungen wurden 2021 abgewickelt – eingestellt. Dahinter steht die «selbst, nicht von Beratern entwickelte Strategie», den Endkunden in den Mittelpunkt der Planungen zu stellen, auch wenn die unmittelbaren Auftraggeber dem B2B-Segment aus Handel und Produktion entstammen. In der Umsetzung dieser Strategie, der «Roadmap 2024», ist man 2021 erheblich weiter gekommen als gedacht und hat die Finanz-Ziele deutlich übertroffen.

Für 2022 ist K+N optimistisch: So wird nicht nur ab September ein von Atlas Air gechartertes Flugzeug in den eigenen Farben starten, sondern die Geschäftsaussichten sind angesichts der erwarteten 4,3% Wachstum weltweit trotz geopolitischer Unsicherheiten und verknappter Kapazitäten positiv. CEO Trefzger allerdings wird nach zehn Jahren im Konzern aus familiären Gründen das Staffelholz weiterreichen.

 

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