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  • Guillaume Halleux, chief officer cargo Qatar Airways.

21.03.2019 Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 26977

«Eine der grössten Linien»

«Niemand fängt aus Berufung in der Luftfracht an», sagte Guillaume Halleux gleich zu Beginn seines Interviews mit ITJ-Redaktor Andreas Haug. Die Passion hat der Franzose, der nun 22 Jahre in der Branche ist, aber schnell entdeckt und ausgebaut. Nach der Leitung des asiatisch-pazifischen Geschäfts von Qatar Airways Cargo 2016 wurde er im Oktober 2017 Nachfolger von Ulrich Ogiermann in Doha.


 

 

Herr Halleux, nach 15 Jahren bei Air France KLM waren Sie vier Jahre bei Bolloré Logistics in Südostasien. Warum sind Sie nach dem Spediteur wieder zu einer Fluglinie zurückgekehrt?

Die Arbeit für den grössten französischen Logistikdienstleister in Vietnam und Singapur war sehr bereichernd, aber die Flugzeuge haben mir gefehlt. Als Spediteur gehört einem nichts. Das ist jetzt ganz anders. Dass mich S.E. Group Chief Executive Akbar Al Baker nach kurzer Zeit an die Spitze von Qatar Airways Cargo berufen hat, war eine riesiger Aufstieg, eine grosse Vertrauensbezeugung – aber auch mit unheimlich viel Arbeit verbunden.

 

 

Das liegt wohl auch an ihrer Grösse.

Auf jeden Fall. Zusammen mit Emirates Skycargo sehen wir uns als die grösste Frachtfluglinie – und Ende 2019 wollen wir alleine an der Spitze stehen. Dieses Wachstum werden wir durch die Einflottung von sechs neuen B777F erzielen.

 

 

Wie steht es um die Effizienz der Abläufe?

Unser Personalumfang liegt bei nur 1000 Mitarbeitern, doch die sind hochmotiviert. Entscheidungen wie die Einführung neuer Flugzeuge oder Fracht­ziele, zuletzt Macau und Almaty, werden in weniger als zwei Monaten getroffen. Laut Boeing sind unsere Maschinen mit 17,2 Stunden pro Tag am meisten in der Luft. Und nur dort verdient man Geld damit.

 

 

Konkret: Wie ist das Jahr 2018 gelaufen?

Wir lagen zwar weit über den Vorhersagen und dem Budget, aber auf einen sehr starken Beginn folgte ein solides Geschäft bis Mitte November – und dann hat China zu husten begonnen, worauf eine Erkältung in Europa einsetzte. Die berühmte Hochsaison kam also viel früher und heftiger als sonst zu ihrem Ende. Das hat bei manchen Wettbewerbern zu Panik geführt. Wir können damit natürlich besser leben, weil wir neben dem Chartergeschäft über ein grosses Linienangebot verfügen.

 

 

Was sind Ihre Aussichten für 2019?

Weniger Wachstum als zuletzt, wobei wir 24 Monate reine Freude erlebt haben. Trotzdem rechnen wir noch mit zweistelligen Steigerungsraten. Wir geben drei unserer acht A330F, die am Ende ihres Leasingvertrages stehen, zurück und werden zur Hochsaison mit 21 B777F und zwei B747-8F bereit sein. Darüber hinaus sind auch unsere Passagierflugzeuge frachtfreundlicher als die vieler unserer Konkurrenten: So haben wir nur zehn A380 und werden diese ab 2021 ausflotten.

 

 

Wie entwickeln sich derzeit die Geschäfts­bedingungen in der Heimat­region von Qatar Airways?

Auf unser Frachtgeschäft hat die Blockade der Nachbarn praktisch keine Auswirkungen mehr. Im Juni 2017 haben wir tatsächlich den Zugang zum grössten Markt Saudi-Arabien und in die VAE verloren, aber wir haben ihn sehr schnell ersetzt durch mehr Frequenzen nach Teheran, Kuwait oder Maskat. Zugegeben, am Anfang tat es weh und hat Zeit gebraucht, aber mittlerweile haben wir keine Probleme mehr – ausser mit dem nicht den Icao-Regeln entsprechenden Überflugverbot mehrerer unserer Nachbarländer, das uns zu längeren Strecken und einem höheren Treibstoffverbrauch nötigt.

 

 

Welchen Einfluss hat diese Lage auf den Betrieb in Doha und Katar selbst?

Manche Investitionen, insbesondere was die Ernährungssicherheit im Land betrifft, wurden beschleunigt, andere leicht verzögert. Die fertigen Pläne für unseren «Cargo Terminal 2» liegen in den Schubladen. Die nominelle Jahreskapazität des CT 1 von 1,4 Mio. t Fracht wurde letztes Jahr mit 2,3 Mio. t weit übertroffen.

 

 

Wie haben Sie das geschafft?

Wir haben z.B. zwei Flugzeug-Stellplätze zur Lagerung von Transferpaletten umfunktioniert, die ja nie lange auf ihren Weiterflug warten, und uns mit einem 2000 m2 grossen und klimatisierten Zelt für das Screening beholfen.