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  • Foto: G. Alessi

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 43402

Kaum Wege nach Moskau

Verkehre nach mit Sanktionen belegten Ländern am Beispiel Russland. Wege zu finden, die sonst keiner fand, ist die Ehre des Spediteurs. Über die jüngsten Erfahrungen ihrer Firma XXL Translog, die von Dortmund aus u.a. Projekt-Verkehre nach Russland steuert, berichtete Geschäftsführerin und Inhaberin Gabriela Schuster. Die üblichen Dimensionen von Zeitaufwand und Kosten sind für diese Transporte verschoben, aber unmöglich ist auch diese Aufgabe (noch) nicht.


Sanktionen sind nicht gleich Sanktionen, auch wenn sie in der globalen Spedition immer mehr Raum einnehmen. Vor dem Propeller Club, Port of Basel, berichtete die Geschäftsführerin der XXL Translog aus Dortmund, Gabriela Schuster, auf welche Herausforderungen die erlaubten Verkehre mit Russland aktuell stossen, auch in der Projektlogistik.

Nach acht EU-Sanktionspaketen bestehen hohe Hürden. Die Regulierungsdichte beschränkt sich nicht allein auf Exportkontrollen von z.B. Dual-Use- oder Hightech-Gütern, sondern verlangt auch durch Beschränkungen der Zahlungsverkehre, dem Verbot von Bargeldtransaktionen bzw. russischen Anleihen bis hin zu individuellen Auflagen gegenüber Einzelfirmen und -organisationen die volle Aufmerksamkeit des Spediteurs.

Auch die Transportwege haben sich verlagert. «Zu Beginn der verschärften Massnahmen liessen viele Verlader über die baltischen Staaten liefern», erläuterte Schuster. Da diese Wege inzwischen begrenzt sind, bedienen sich spezialisierte Spediteure wie XXL Translog der Zugänge über Polen und Weissrussland. «Im Zolllager in Polen wird umgeladen», schildert Schuster, «mit neuer Dokumentation geht es dann über die weissrussische Grenze, wo erneut für den Transport bis Russland umgeladen werden muss.»

Allerdings bleibt die Rechtslage durch alle Stationen des Transports ein Thema. Genehmigungen des deutschen Bundesamts für Wirtschaft und Aussenkontrolle (Bafa) sind für Hersteller unsicher und können sich bis zu 19 Wochen hinziehen. Desgleichen verzögern oder verweigern Banken bisweilen Zahlungen, da amtliche Bekanntmachungen spät erfolgen oder Formulierungen unklar erscheinen.

Nach bewährtem Motto: Dem Spediteur ist nichts zu schwer. Ankommen bleibt die Devise. So werden weiter Verkehre erfolgreich abgewickelt. Allerdings ist die Termintreue angesichts unplanbarer Lkw-Staus an den Grenzen nicht zu halten und die Kosten sind kaum kalkulierbar. Schuster: «Verlader nutzen gern unsere Dienste, stellen uns aber nicht von Risiken wie z.B. Standzeiten, längerem Transit sowie unerwarteten Zusatzkosten frei.» Auf die Frage, wie viel Anteil des Geschäfts die Russland-Verkehre noch ausmachen, lautete die knappe Antwort: «10%.»

Im Gegensatz dazu ist der Zustrom interessierter Führungskräfte der Logistik zum Propeller Club Basel ungebrochen. Gleich vier Neumitglieder konnten am 22. November in den Club aufgenommen werden. Diese Wege sind für den dafür qualifizierten Nachwuchs unverstellt.

 

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