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  • Foto: Saudia Cargo

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 45930

Kein Wolkenkuckucksheim

Im Gespräch mit Mohanned Badri, VP Operations Performance, Saudia Cargo. Dass die aktuellen Zahlen Saudia Cargo eine grosse Zukunft verheissen, erklärte Mohanned Badri, der seit 21 Jahren in der Luftfrachtbranche zu Hause ist, ITJ-Redaktor Andreas Haug auf der Air Cargo Europe. Die rasante Entwicklung des saudischen Flag Carriers bleibt nicht unbemerkt: So locken u.a. chinesische Flughäfen die Frachtdivision, die in Lüttich bereits ein Drehkreuz ausserhalb der Heimat betreibt.


Herr Badri, welche Leistung hat Saudia Cargo letztes Jahr abgeliefert?

Eine grossartige – im finanziellen und im operativen Bereich. Bei der On-Time Performance haben wir mit 92,7% eine Bestmarke in der Unternehmensgeschichte gesetzt. In den Jahren zuvor waren es 90, 87 und 83%. Industrieweit liegen wir weit vor dem Zweitplatzierten mit 87%.

Was die Geschäftszahlen betrifft, hat Saudia Cargo 2020 ca. 110 bis 120% besser als 2019 abgeschnitten. Letztes Jahr lagen wir fast 400% über den Werten von 2019. Dieses Jahr wird etwas komplizierter: Im ersten Vierteljahr gab es 9% mehr Kapazität, aber 11% weniger Nachfrage. Insgesamt sind wir aber immer noch über dem Niveau von 2019.

Was sind die Aussichten für den Rest des Jahres, und worauf basieren diese?

Wir stützen uns auf viele Daten und Indikatoren, aber die letzten Jahre haben gezeigt, wie herausfordernd es ist, Vorhersagen zu wagen: Dinge, die sicher schienen, haben sich über Nacht verändert, sei es wegen des Ausbruchs einer Krankheit oder sei es wegen eines Krieges. So betrifft uns der bewaffnete Konflikt im Sudan, einem wichtigen Handelspartner von Saudi-Arabien, sehr stark.

Ich erwarte weiterhin eine schwache Entwicklung – ausser wir kommen in den Genuss einer starken Hochsaison. Aber die fiel ja bereits letztes Jahr aus.

Wie erzielen Sie dieses Wachstum?

Nun, unsere Heimat ist Saudi-Arabien, geografisch sozusagen «in der Mitte der Welt», und das Königreich verfolgt eine ehrgeizige «Vision 2030» mit einem sehr starken Fokus auf multimodale Logistik. Die Wirtschaft stimuliert die staatlichen Bemühungen, und das Land verfügt über den grössten Konsumentenkreis im Nahen Osten. Allein während des Hadsch kommen zusätzlich etwa 5 Mio. Menschen, sprich: Verbraucher, hinzu.

So kommt es, dass die Iata-Region die einzige war, die im ersten Jahresviertel gewachsen ist – nur leicht, aber immerhin.

Saudia Cargo ist aber nicht der einzige Wettbewerber in der Region. Was macht die Fluggesellschaft besser als andere?

Die sehr enge Beziehung zu unseren Kunden. Diese bezeichnen wir als «Partner», was eine langfristige Verbindung beinhaltet. In diesem Sinne haben wir gerade gestern unsere strategische Partnerschaft mit Cainiao, dem Logistikarm von Alibaba, verlängert [vgl. ITJ Daily, 12/05/2023].

Darüber hinaus legen wir viel Wert auf Qualität. Fracht «bewegen» wir nicht einfach, sondern wir fertigen sie ab. Wir mögen vielleicht (noch) nicht so gross sein wie andere Anbieter, aber wir haben eine hohe Qualität.

Trotzdem noch einmal zur Grösse: Wie viele Flugzeuge umfasst ihre Flotte?

Im Moment sieben Grossraumfrachter, ein achter kommt bald hinzu. Wir hoffen, in den nächsten drei bis vier Jahren den Flottenumfang zu verdoppeln. Bis 2030 sollen es 34 Vollfrachter sein – mit staatlicher Unterstützung. Ziel ist, dann 4,5 Mio. t Luftfracht nach und über Saudi-Arabien zu führen. Heute sind es 2,7 Mio. t. Ich weiss, dass sich das wirklichkeitsfern anhören kann, aber die Entwicklung der letzten Jahre lässt diese Ambitionen zu.

Und das trotz der Pandemie...

Ja – und zum Teil auch wegen ihr. Wenn man die traurigen menschlichen Verluste abzieht, hat diese Krise doch gerade der Luftfracht zugespielt. Sie hat sich zum «Moneymaker» der Luftfahrt gemausert, und viele Fluggesellschaften, die das erkannt haben, bauen Passagier- zu Frachtflugzeugen um. Wir auch: Sieben B777 werden wir umrüsten.

Wo sind diese hauptsächlich unterwegs?

Lüttich fliegen wir 15- bis 20-mal pro Woche an, Amsterdam fünf- und Frankfurt viermal. 55% unseres Umschlages generiert die Strecke Hongkong–Europa, von wo aus wir auch die USA bedienen. Als Teil unseres Wachstumsplans haben wir den Ehrgeiz, einen Übersee-Hub aufzubauen.

 

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