Innenstädte neu vernetzen
Die Warenmengen, die in städtische Zentren ausgeliefert werden, steigen stetig. Zugleich werden die Rahmenbedingungen für die City-Logistik schwieriger. Wie man mit kühlem Kopf, Klimabewusstsein und Pfiff hier zu nachhaltigen Lösungen kommen kann, erläuterten Dr. Andreas Froschmayer von Dachser und Josef Jäger von Camion Transport Christian Doepgen auf verschiedenen Veranstaltungen.
Die urbane Logistik sucht angesichts der heutigen Verkehrssituation in den Städten nach neuen – und umweltfreundlichen – Lösungen. Aus ökonomischer Sicht sind zudem für die letzte Meile, dem traditionell höchsten Kostenfaktor der Verkehrskette, flexible Ideen gefragt. Welche Ansätze Player wie Camion Transport (CT) in Schweizer Agglomerationen oder Dachser in verschiedenen Städten Europas verfolgen, wurde auf kürzlich stattgefundenen Veranstaltungen deutlich.
Elektrisch vom City- zum Mikrohub
Bei Dachser liegt in der Frage der City-Logistik die Initiative vor Ort zunächst beim jeweiligen Niederlassungsleiter. «Ist der Kontakt zu den städtischen Ansprechpartnern geknüpft, unterstützen wir vom Hauptquartier aus,» erläutert Dr. Andreas Froschmayer, Corporate Director Corporate Development, Strategy & PR bei Dachser, dem ITJ, und fährt fort: «Die von uns entwickelte City-Logistik Toolbox beinhaltet ein ganzes Bündel modularer Massnahmen.»
Nach Analyse der Standortgeographie wird der Einsatz der angemessenen technischen Mittel individuell geplant. In einer Stadt mit hoher Feinstaubbelastung wie z.B. in Stuttgart wird z.B. seit Juli 2018 in einem etwa 5 km² grossen Zustell- gebiet in der Innenstadt emissionsfrei an B2B-Kunden ausgeliefert.
Mit seinem Konzept «Emissionsfrei in die Innenstadt» erprobt Camion Transport aktuell nachhaltige Verkehrsträger in St. Gallen und Basel. Im Vordergrund stehen Elektromobilität und Muskelkraft.
Die Waren erreichen über Nacht auf der Schiene den CT Cityhub. Beim Pilot in St. Gallen fährt der erste Elektro-Lkw «eActros» von Mercedes-Benz Trucks, den nach Aussage von Projektleiter Fredy Würzer CT als Testkunde einsetzen darf, die Strecke vom Cityhub zum Mikrohub beim Velokurier. In Stuttgart setzt Dachser neben dem eActros auch den E-Lkw Fuso eCanter vom gleichen Hersteller ein. In 2019 beginnt deren Einsatz in Paris, Hamburg, Frankfurt, Freiburg und Mannheim.
Der eActros funktioniert in der Praxis gut, ist aber auch kein Transformer. So treten beim Ladevorgang hin und wieder Unregelmässigkeiten auf, und es gibt auch Einschränkungen bei der Nutzlast im Vergleich zum herkömmlichen Lkw. Die Reichweite sei mit ca. 200 km aber für eine normale Tagestour ausreichend.
Letzte Meile: Strom und Muskelkraft
Auf der letzten Meile ist der Einsatz von elektrisch unterstützten Lasträder eine Frage von Partnern, Gütern – und der Philosophie. Auf europäischer Ebene hat Dachser das Konzept elektrisch unterstützter Lasträder 2019 in London mit dem Partner Zedify und in Frankreich in vier Städten, u.a. Rennes, mit den ‹Triporteurs de l´Ouest› 2017 gestartet.
CT setzt in Basel auf die Kurierzentrale als Partner für die letzte Meile. Der Velo- kurier belädt die Fahrzeuge direkt an der Rampe und liefert die Sendung nahezu lautlos und emissionsfrei an Empfänger im Stadtgebiet. Neben klassischen Velos sind die elektrisch betriebenen ‹Cargo eBike›, Modell Armadillo, und der ‹Cargo eScooter›, Modell vRBike, im Einsatz. Dachser wiederum setzt auf Typen wie «Pedelecs», die mit ihrem hohen Aufbau bis zu 250 kg transportieren können.
Seinen Fahrplan erläutert Josef Jäger, Direktor von CT: «2025 wollen wir alle Schweizer Innenstädte und ab 2030 alle urbanen Regionen emissionsfrei beliefern können.» Dachser wiederum will z.B. bis 2021 in Oslo emissionfreie Auslieferungen umsetzen.