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  • Foto: ‘WeDeclare’

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 50333

Neutral, aber voll engagiert

Was «WeDeclare» für die (Schweizer) Zollabwicklung leistet. Das vor drei Jahren dem Software-Entwickler Periplus mit der M+R Spedag Group gegründete Joint Venture «WeDeclare» hat in kurzer Zeit eine rasche Entwicklung vom Start-up bis zum Unternehmen mit 60 Angestellten erlebt. Aufgrund der Sondersituation des Schweizer Aussenhandels darf man mit weiterem Wachstum rechnen. Das ITJ liess sich vor Ort ins Bild setzen.


Zolldienstleistungen werden an fast jeder Grenze der Welt erbracht. Die grosse Ausnahme bildet die die Schweiz umgebende Europäische Union, in der 1993 die Binnengrenzen gefallen sind. Damit Schweizer Ex- und Importeure möglichst schnell und unkompliziert ihre Güter über die Grenzen bringen, bedarf es einer effizienten Zollabwicklung. Dafür stellte etwa die M+R Spedag Group mit Sitz in Muttenz bei Basel, deren Tätigkeit bis ins Jahr 1928 zurückreicht, eine grosse Abteilung – «seit eh und je», wie COO Benno Hägler kürzlich dem ITJ gegenüber schildert.

 

Diese kümmerte sich hauptsächlich um den Eigenbedarf des Spediteurs, wickelte aber auch Direktgeschäft mit externen Kunden im In- und Ausland ab. Während einzelne Frachtführer gerne auf die Dienste des erfahrenen Unternehmens zurückgriffen, waren andere Spediteure seinen Services gegenüber eher zurückhaltend.

 

Digitalisierung öffnet Möglichkeiten

 

Im Zuge der DaziT-Einführung schaute man sich bei M+R Spedag den Vorgang genauer an und hinterfragte die Einsatzmöglichkeiten einzelner Elemente: «Wenn die einzelnen Begleitdokumente bereits digitalisiert sind», so Hägler, der seit 1994 in der Branche zu Hause ist, «was liesse sich dann noch mit ihren Informationen machen?»

 

Der Vorteil des Speditionsgeschäfts sind die vielen wiederkehrenden Aktivitäten. Diese erleichtern es Maschinen zu erlernen, wozu einzelne Details einer Sendung interessant sein könnten, und klassifiziert diese. Das nutzt WeDeclare aus. Der Einsatz von KI ist gar die Grundmotivation des Gemeinsachaftsunternehmens mit Periplus, dessen CEO Dominik Richner ist, der Sohn von M+R-Chef Daniel Richner.

 

Herzstück seines Angebots ist ein Kundenportal, das einen Schritt weiter geht als andere und Mehrwert bringt: So hat der Kunde seine Verzollungen digital vor sich, d.h. mit allen Dokumenten, die dazu gehören, inkl. umfassender Archivierungsmöglichkeiten. Aufgrund der positiven Rückmeldungen wurde stetig in die Weiterentwicklung des Leistungsumfangs investiert und 2022 beschlossen, «WeDeclare» in die Gruppe zu nehmen – seit 2023 als neutraler Verzollungsspezialist mit mehr als 60 Mitarbeitern an 13 Stationen.

 

Erst klassifizieren, dann extrahieren

 

Bei «WeDeclare» nimmt KI den Zollagenten viel redundante Arbeit ab, indem sie nicht nur Daten klassifiziert, sondern auch extrahiert. Kontrolle und Freigabe erfolgen dann immer noch durch den (menschlichen) Spezialisten. Diesem öffnen sich aber auch Freiräume für die Bearbeitung komplexerer Vorgänge – digital oder physisch, z.B. an beengteren Standorten.

 

Die optisch ansprechenden und einfach zu benutzenden Funktionalitäten von «WeDeclare» wenden sich nicht nur an KMU, sondern gehen auch auf die besonderen Bedürfnisse von Grosskunden ein – sei es wegen der Vielzahl von Posten einer Gesamtsendung, der Abwicklung von Retouren oder aus Compliance-Gründen. «Alle sind uns willkommen», erklärt Richner augenzwinkernd. Und erschwinglich sei es sowieso, fügt er auf Nachfrage hinzu.

 

Verschüttetes, aber nötiges Know-how

 

«WeDeclare» spricht durchaus auch Kunden ausserhalb der Schweiz an, die mit dem Land Güter austauschen. Denn ausser an Flug- und Seehäfen und entlang der EU-Aussengrenze ist die spezifische Zoll-Expertise in weiten Teilen Europas in Vergessenheit geraten. Und auch in der Schweiz selbst ist der Ausbildungsberuf des Zolldeklaranten eine Rarität geworden. Doch verzollt werden muss immer – und zwar immer mehr. Da nimmt «WeDeclare» den Importeuren und Verladern auf einfache Art viel komplexe Arbeit ab.

 

«Das wird dort sehr geschätzt», berichtet Richner von den Nutzern, die «beeindruckt» seien. Kundenwünsche können ebenfalls berücksichtigt, bestenfalls in der Breite integriert werden. Die Entwicklung – immer in Zusammenarbeit mit den Behörden – hört jedenfalls nicht auf. Und jeder weitere Schritt untermauert das Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens als «digitaler Zolldienstleister».

 

 

Kasten 

Die WeDeclare AG

• Neutraler Verzollungsspezialist

• 13 Standorte in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Frankreich

• Über 60 Mitarbeitende

 

 

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