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  • Foto: Die Schweizerische Post

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 43432

Vernetzt disponiert

System für Umschlag von 170 Mio. Paketen. Angesichts von Volumenspitzen und E-Commerce hat die Schweizerische Post ihre Abläufe digital optimiert.


Die Aufgabe ist nicht leicht. Nacht für Nacht muss die Schweizerische Post in der Lage sein, bis zu eine halbe Million Briefe und Pakete landesweit zu transportieren. Herzstück der Operation sind die Paketzentren mit eigenen Gleisanschlüssen und schienengebundenen Portal-kranen sowie das Logistiknetzwerk aus Paketzentren und 66 Paketbasen bis hin zum Punkt von der Lieferung.

Hunderte von Wechselbehältern müssen gleichzeitig bewegt, Docks richtig zugeordnet und die Rangiereinheiten und Portalkrane getaktet werden.

Dieses komplexe Logistiksystem läuft derzeit mit einer maximalen Kapazität von 135 Mio. Paketen pro Jahr. Hier steckt der Teufel allerdings im Detail. «In den 1990er Jahren hatten wir ein flaches System, das über den ganzen Tag verteilt war», erinnert sich Stefan Luginbühl, Leiter Transport und Sortierung bei der Schweizerischen Post.

Das ist nun vorbei. Schwankende Volumina von Tag zu Tag bzw. von Monat zu Monat sind heute ebenso zu bewältigen wie die Abendspitzen, die der Aufstieg des E-Commerce – Lieferung am nächsten Tag – ebenso mit sich bringt wie nach Ort und Zeit massgeschneiderte Bestellungen, die standardisierte Logistikprozesse erschweren.

Wie also lässt sich optimieren? «Wir nutzen das «Yard Management System» (YMS) von Inform mit intelligenten Algorithmen in allen drei Paketzentren, um Wechselbrücken- und Aufliegerbewegungen im Hof zu verwalten», erläutert Luginbühl.

Künstliche Intelligenz für bessere Organisation

Das System ist seit 1999 im Einsatz und stetig weiterentwickelt worden. Es greift über den gesamten Prozess, denn vollautomatische Ein- und Ausfahrtstore erfassen mit Transponderscannern ankommende Fahrzeuge und deren Ladung.

Das vernetzte Dispositionssystem erkennt eingehende Wechselbrücken und druckt am Einfahrtstor automatisch einen Arbeitsauftrag aus, der den besten Abladeort für die Wechselbrücke und den Beladeort für den nächsten Transportauftrag enthält.

Die Entscheidung, welcher Wechselbehälter wann bewegt wird, wird anhand einer Reihe von Parametern getroffen, darunter die Warteschlange der ankommenden Lkw, die Dockbelegung und Ladeplätze im Hof, die Abfahrtszeiten der Züge und die Priorität der einzelnen Wechselbehälter. Dieser Prozess minimiert Leerfahrten und wählt möglichst kurze Rangierrouten.

Der Mensch ist allerdings weiterhin Herr der Lage. «Disponenten können die Empfehlung auch abändern, wenn ihre Erfahrung zeigt, dass die Lösung nicht optimal ist», erklärt Luginbühl. Selten muss der Disponent aber in diesen Prozess manuell eingreifen. Fahrer bestätigen die erfolgreiche Ausführung eines Transportauftrags per Knopfdruck, der dann per Funk an das Transportmanagementsystem übermittelt wird.

Auf die Frage, wie die Hoflogistik ohne Optimierungsalgorithmen aussehen würde, verweist Luginbühl auf einige alte Magnettafeln: «Wahrscheinlich würden wir Waggonaufkleber von A nach B schieben und Listen zusammenstellen.» Stattdessen läuft es vollautomatisch.

 

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