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  • Fotos: Synhelion

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 50348

Mehr als heisse Luft

Schweizer Cleantech Scale-up eröffnet erste industrielle Anlage zur Produktion von Solartreibstoffen. Synhelion, 2016 als Spin-off der ETH Zürich gegründet, hat in Jülich im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen die erste industrielle Anlage der Welt eingeweiht, in der synthetische Treibstoffe mit Hilfe von Solarwärme hergestellt werden. Für deren Einsatz interessiert sich neu auch der Schweizer Flugzeughersteller Pilatus.


Die Eröffnung der «Dawn» genannten Anlage am 20. Juni, in der nördlichen Erdhälfte dem längsten Tag des Jahres, führt Synhelion als Beweis dafür an, dass die Technologie zur Herstellung von Solartreibstoffen für die Skalierung im grossen Massstab bereit ist.

 

Die erneuerbaren Treibstoffe sollen, so Synhelion, das Potenzial der Technologie zur Defossilisierung des Verkehrssektors und insbesondere in der Luftfahrt demonstrieren. Die Inbetriebnahme markiere damit einen «bedeutenden Meilenstein für die Verkehrswende».

 

Die Anlage besteht aus einem 20 m hohen Solarturm und einem Spiegelfeld. Sie setzt sämtliche von Synhelion entwickelten Innovationen erstmals in industriellem Massstab integriert ein: Im Solarturm befinden sich ein Solarstrahlungsempfänger (Receiver), ein thermochemischer Reaktor und ein thermischer Energiespeicher, der eine kosteneffiziente Produktion von Solartreibstoffen rund um die Uhr ermöglicht.

 

Somit demonstriert «Dawn» erstmals die gesamte Technologiekette vom konzentrierten Sonnenlicht bis zum synthetischen, flüssigen Treibstoff in industriellem Massstab und wird mehrere 1000 l Treibstoff pro Jahr produzieren.

 

Die erste kommerzielle Anlage soll ab nächstem Jahr in Spanien entstehen und ca. 1000 t Treibstoff pro Jahr produzieren. Noch grössere sollen folgen, so dass Synhelion in den nächsten zehn Jahren ein jährliches Produktionsvolumen von etwa. 1 Mio. t Solartreibstoff erreichen will.

 

Nicht nur für den Luftverkehr

 

Wenige Tage vor der Eröffnung von «Dawn» ist auch Pilatus als Aktionär bei Synhelion eingestiegen. Das Schweizer Unternehmen, dessen Flugzeuge schon heute für die Nutzung von SAF zertifiziert sind, signalisiert damit, das solare Kerosin für den eigenen Flugbetrieb nutzen und mittelfristig auch der eigenen Kundschaft anbieten zu wollen.

 

Als besonders gut für den Transport geeignetes Zwischenprodukt wird neben der Anlage in Jülich übrigens synthetisches Rohöl hergestellt, das in einer konventionellen Ölraffinerie zu zertifizierten Treibstoffen verarbeitet wird. So kann Synhelion neben solarem Kerosin für die Luftfahrt auch solares Benzin und solaren Diesel für Anwendungen im Strassenverkehr und in der Schifffahrt bereitstellen.

 

 

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