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  • Michele Molinari.

20.02.2019 Von: Marco Wölfli


Artikel Nummer: 26537

Molinari macht’s

Der Schweizer Bahntechnik-Unternehmer Michele Molinari ist in das Projekt der trans-südamerikanischen Bahnstrecke stark eingebunden. Wissen und Technologie aus der Schweiz sollen helfen, die Anden zu überwinden.


Die steilste Zahnradbahn der Welt, der längste Eisenbahntunnel und der höchste Bahnhof Europas: Die Schweizer Eisenbahninfrastruktur geizt nicht mit Superlativen. Dieses Know-how soll auch in Südamerika zum Tragen kommen. In den nächsten Jahren soll von der brasilianischen Hafenstadt Santos eine Eisenbahnverbindung in die peruanische Hafenstadt Ilos realisiert werden – der Panamakanal auf Schienen, so der stolze Name.

 

 

Pièce de résistance in den Anden

Die Gesamtlänge der Strecke, inklusive eines Zubringers nach La Paz, soll rund 5000 km betragen. Davon ist allerdings ein grosser Teil bereits gebaut und muss nur noch modernisiert werden. Besonders in den Ebenen Brasiliens und Bolivien verkehren bereits heute viele Güterzüge, die vor allem Soja befördern. Grösste Herausforderung des «Tren Bioceanico» ist der Abschnitt von Santa Cruz im bolivianischen Tiefland über Cochabamba bis nach La Paz in den Anden. Hier müssen rund 400 km Schienen im zerklüfteten Gebirge gebaut werden, bis zu 3000 Höhenmeter sind zu bewältigen.

 

Um diese Aufgabe zu meistern, konstituierte sich eine Interessengemeinschaft deutscher und schweizerischer Unternehmen aus der Eisenbahnindustrie. Als Sprecher dieser IG fungiert Michele Molinari, Inhaber des gleichnamigen Bahntechnikunternehmens aus Winterthur. Er reist regelmässig nach Südamerika und führt Gespräche mit Verantwortlichen des Projektes. Dazwischen fand Molinari Zeit für einen Besuch beim Propeller Club Basel, bei dem er Vertretern der lokalen Logistikbranche die Rolle seines Unternehmens bei diesem Jahrhunderprojekt erläuterte.

 

 

Kurze Strecke, wenig Unterhaltskosten

«Die Kunst ist es, die richtige Linienführung zu finden», sagte Molinari. Es sei wichtig, dass die Strecke möglichst kurz ausfalle, um spätere Unterhaltskosten niedrig zu halten. Gleichzeitig muss die anspruchsvolle Topografie berücksichtig werden, in der bisher kaum gebaut wurde. «Mut macht uns, dass die Politik hinter den Plänen steht. Die Verkehrsminister der beteiligten Länder treffen sich zweimal im Jahr, dazu kommen zahlreiche Gespräche unter den Fachleuten», so der Unternehmer. Neben der Linienführung wird derzeit über die Antriebsart und einen Zahnrad-Abschnitt diskutiert. Für Molinari sind Diesel in der Ebene und Strom aus Wasserkraft in den Bergen valable Optionen. Auch wenn es noch ein weiter Weg bis zum «Tren Bi­oceanico» ist, zeigt sich Molinari optimistisch: «Es ist schwierig, aber durchaus machbar.»

 

 

 

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